Nachhaltigkeit in Unternehmen in der Schweiz
Nachhaltigkeitsrankings: Welche Schweizer Unternehmen sind Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit?
Bei einer Umfrage im Jahr 2023 wurden die Befragten aufgefordert, Unternehmen zu nennen, die sie als nachhaltig wahrnehmen. Mit 698 Nennungen lag Migros dabei auf dem ersten Platz. Migros nimmt, wie 88 weitere Schweizer Unternehmen, an der Science Based Targets initiative (SBTi) teil. Die SBTi hat sich zum Ziel gesetzt, Unternehmen weltweit einen wissenschaftlich fundierten Rahmen für das Setzen von Klimazielen zur Eindämmung der Erderwärmung zu bieten. Unternehmen können bei der Initiative ihre Klimaziele validieren lassen und verpflichten sich zu Transparenz bezüglich ihrer Emissionen und der Bestandteile ihrer Ziele. Neben Migros haben sich viele weitere der größten Unternehmen der Schweiz ebenfalls der SBTi angeschlossen, so zum Beispiel der Baustoffproduzent Holcim und der Duftstoffhersteller Givaudan.Mit Migros, Geberit und Logitech tauchen außerdem drei der größten Schweizer Unternehmen im Ranking der glaubwürdigsten Firmen nach dem Purpose-Readiness-Index auf. Der Index gibt an, inwiefern ein Unternehmen glaubhaft gesellschaftliche Relevanz kommunizieren kann und basiert auf einer Befragung der Bevölkerung zu den verschiedenen Dimensionen Nachhaltigkeit, Zukunftsfähigkeit, Authentizität, Ehrlichkeit und Gewinnstreben. Den ersten Platz des Rankings belegte hier der Messerhersteller Victorinox.
Gleichberechtigung und Diversität als Aspekte sozialer Nachhaltigkeit
Zur sozialen Nachhaltigkeit gehört unter anderem der Aspekt der Gleichberechtigung. Hier hat sich in den letzten zehn Jahren einiges getan. So ist beispielsweise seit 2012 der Anteil der Frauen in Verwaltungsräten von Schweizer Unternehmen angestiegen. Im Jahr 2022 betrug er 23,9 Prozent. Und auch bei einer Umfrage im Jahr 2021 sahen rund zwei Drittel der Befragten in ihrem Unternehmen gleiche Chancen für Frauen und Männer beim beruflichen Aufstieg. Beim Gehalt zeigt sich jedoch besonders, dass von echter Gleichberechtigung bisher noch nicht die Rede sein kann. Das mittlere Bruttoerwerbseinkommen von in Vollzeit arbeitenden Frauen weicht im Vergleich zu dem der Männer immer noch deutlich nach unten ab. Im Jahr 2022 lag der Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen bei 12.300 Schweizer Franken jährlich. Zu weiteren Indikatoren von Diversität, wie beispielsweise der Ethnizität, des Alters, der sexuellen Orientierung oder Behinderungen von Arbeitnehmenden, liegen für die Schweiz bisher wenig Daten vor. In einem Ranking, bei dem 100.000 Beschäftigte ihre Unternehmen aufgrund dieser Kriterien beurteilen sollten, wurde ADM als das Unternehmen mit der besten Förderung von Diversität bewertet. Dahinter folgten das Softwareunternehmen Salesforce und der Pharmakonzern Roche.Welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergreifen Unternehmen in der Schweiz?
Bei einer Umfrage unter 361 Unternehmensvertretungen im Jahr 2023 bewerteten die Befragten die soziale Dimension von Nachhaltigkeit als am wichtigsten. Dahinter folgten die ökonomische und zuletzt die ökologische Dimension. In allen drei Dimensionen erwarteten die Befragten eine Zunahme der Relevanz in den nächsten zehn Jahren. Rund drei Viertel der Unternehmen hatten sich außerdem in mindestens einem der drei Bereiche schon konkrete Ziele gesetzt. Als treibende Kraft für mehr Nachhaltigkeit sehen Unternehmen vor allem die Kund:innen an. Aber auch Gesetze und Regulierungen können dazu führen, dass Unternehmen verstärkt Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergreifen. Aktuell werden diese vor allem in den Bereichen der Infrastruktur, Immobilien und Mobiliar umgesetzt. Fast die Hälfte der Befragten gab an, ihr Unternehmen habe in diesem Bereich bereits Maßnahmen getroffen. Die Schweizer:innen halten zur Reduktion von Emissionen vor allem eine Kostenbeteiligung von Unternehmen an Abonnements öffentlicher Verkehrsmittel für ihre Mitarbeitenden für sinnvoll. Rund drei Viertel der Befragten einer Umfrage zum Thema Emissionsreduktion im Bereich Mobilität sahen diese Maßnahme im Jahr 2021 als sinnvoll an. Weitere als wünschenswert erachtete Maßnahmen waren etwa die Förderung der Elektromobilität und der Fahrradnutzung.Verbraucher:innen stehen Unternehmen beim Thema Nachhaltigkeit skeptisch gegenüber
Den Schweizer:innen ist ökologische Nachhaltigkeit grundsätzlich wichtig. Mehr als die Hälfte der Befragten gab dies in einer Umfrage zur Relevanz von nachhaltigem Verhalten im Jahr 2023 an. Viele sehen dabei allerdings die mangelnde Transparenz von Unternehmen beim Thema Nachhaltigkeit als große Hürde an. Und auch an den Motiven von Unternehmen, die mit nachhaltigem Engagement werben, haben Verbraucher:innen Zweifel. Der Vorwurf des Greenwashings – des Werbens mit ökologischer Nachhaltigkeit zu Imagezwecken ohne tatsächliches Engagement – kommt hier häufig auf. Die meisten Befragten einer Umfrage aus dem Jahr 2022 gaben an, ihrer Meinung nach würden sich Unternehmen durch ihr Werben mit Nachhaltigkeit nur in ein gutes Licht stellen und ihren Umsatz steigern wollen.Auch mit dem sozialen Engagement von Unternehmen sind Befragte tendenziell unzufrieden. Im sozialen Bereich wird vor allem mehr Produktion innerhalb der Schweiz, bessere Chancen für ältere Mitarbeitende und ein größeres Angebot von Ausbildungsplätzen gefordert. Analog zum Greenwashing wird Unternehmen im sozialen Bereich Blue- oder Pinkwashing vorgeworfen. Als Bluewashing bezeichnet man das Werben mit sozialem Engagement wie beispielswiese fairen Löhnen, Gleichberechtigung der Geschlechter oder der Förderung von Bildungs- und Entwicklungsprojekten zum Zweck der Imageverbesserung. Pinkwashing meint Imagekampagnen, die eine Solidarisierung mit der queeren Community vorgeben, ohne sich tatsächlich für die Rechte queerer Personen oder für mehr Vielfalt in der eigenen Belegschaft einzusetzen. Dies geschieht besonders häufig durch das Nutzen der Regenbogen-Flagge im Unternehmenslogo.
Mit dem Vorwurf, dass Unternehmen sich durch ihre Nachhaltigkeitskommunikation in ein gutes Licht stellen wollen, sind die Schweizer:innen zumindest teilweise im Recht. Bei einer Umfrage im Jahr 2023 gaben 90 Prozent der Unternehmensvertretungen an, als nachhaltiges Unternehmen wahrgenommen zu werden sei ein wichtiges Ziel ihrer Nachhaltigkeitskommunikation. Und auch das Image des Produkts bzw. der Marke war bei 84 Prozent ein wichtiges Ziel. Als fast ebenso relevant wurde allerdings die Sensibilisierung der Kund:innen für das Thema bewertet. Bei ihrer Nachhaltigkeitskommunikation müssen Unternehmen daher Fingerspitzengefühl beweisen. Es gilt, Nachhaltigkeitsmaßnahmen glaubwürdig zu kommunizieren und umzusetzen.