Betroffene von gemeldeten antimuslimischen Vorfällen in Deutschland 2023
Rassistische Übergriffe und Diskriminierung sind in Deutschland für viele Muslime Alltag. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 1.926 antimuslimische Vorfälle dokumentiert, in 720 davon gibt es Informationen darüber, wer die Betroffenen sind. In 70,4 Prozent dieser Fälle sind es Einzelpersonen, die von antimuslimischem Rassismus betroffen sind, wobei weibliche Einzelpersonen mit 43,6 Prozent die mit Abstand am häufigsten betroffene Gruppe darstellen. Nach Einzelpersonen sind es muslimisch markierte Gruppen und religiöse Einrichtungen mit 17,4 und 10,3 Prozent, die unter den gemeldeten Fällen von antimuslimischem Rassismus waren.
Was ist antimuslimischer Rassismus?
Antimuslimischer Rassismus geht über "Islam- und Muslimfeindlichkeit" hinaus. Antimuslimischer Rassismus erkennt an, dass auch Menschen, die nicht muslimisch sind, aber von der Gesellschaft als muslimisch wahrgenommen werden, von antimuslimischem Rassismus betroffen sind. Neben Muslimen und Musliminnen sind auch sie Zuordnungen und Hierarchisierung, also antimuslimischem Rassismus, ausgesetzt. Außerdem erkennt der Begriff an, dass der Rassismus gegenüber Muslimen und Musliminnen nicht nur auf einer individuellen Ebene existiert, sondern dahinter auch ein struktureller Rassismus steht. Die Quelle nennt neben körperlichen Übergriffen folgende Situationen u.a. als Beispiele für antimuslimischen Rassismus: eine Praktikumsabsage aufgrund des Kopftuchs, Beleidigungen verschiedener Art aufgrund von zugeschriebener Herkunft und Religion, eine fristlose Kündigung aufgrund rassistischer Darstellung als aggressiv und bedrohlich, pauschales Verbot von palästinensischen Symbolen im Schulalltag, Benachteiligung von muslimisch gelesenen Menschen auf dem Wohnungsmarkt.
Dunkelziffer?
Die Dunkelziffer bei antimuslimischem Rassismus ist hoch. Zentral sind hierbei das Misstrauen in staatliche Institutionen. Auch die Tatsache, dass Behörden nicht frei von institutionellem Rassismus sind, hat dabei Einfluss auf die Statistik. Dass Melde- und Beratungsstrukturen oft nicht bekannt oder gar nicht erst vorhanden sind, verstärkt diesen Effekt. Die Quelle selbst sieht ihre dokumentierten Fälle nur als Ausschnitt der tatsächlichen Lage an, welcher keinen Rückschluss auf die Realität biete, sondern viel mehr die "alltägliche Dimension von antimuslimischem Rassismus" verdeutliche.