In dieser Woche vor 20 Jahren begann der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) seine Mordserie. Das erste Opfer ist der Blumenhändler Enver Şimşek (38) aus Nürnberg, der am 11. September 2000 an den Folgen seiner Schussverletzungen, die ihm zwei Tage zuvor durch die NSU-Mitglieder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt zugefügt wurden, stirbt. Es folgen acht weitere rassistisch motivierte Morde: Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık und Halit Yozgat. Ein weiteres NSU-Opfer ist die Polizistin Michèle Kiesewetter.
Außerdem verübt die Terrorgruppe in der Zeit von 2000 bis 2007 drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle. Die Statista-Grafik zeigt, wo die Gewalttaten jeweils stattfanden: Während die Sprengstoffanschläge und die Morde - bis auf einen - alle in Westdeutschland stattfanden, wurden die Raubüberfälle in Ostdeutschland durchgeführt. Teilweise fuhren die Täter von ihrem Wohnort Zwickau aus mehrere hundert Kilometer zu den Tatorten, um ihre Spuren zu verwischen. Das Terror-Trio um Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt verfügte über ein überregionales Netzwerk von Unterstützern, dass ihnen unter anderem dabei half, Waffen zu beschaffen und Tatorte bzw. potentielle Opfer auszukundschaften. Wie groß dieses Netzwerk war, ist bis heute noch nicht hinreichend aufgeklärt.
Im Zuge der juristischen und politischen Aufklärung der Mordtaten wurden mehrere Hundert Zeugen befragt und hunderttausende Dokumente ausgewertet. Dabei wurde das vielfache Scheitern und teils dilettantische Vorgehen von Polizei und Verfassungsschutz offen gelegt. Laut Tanjev Schulz, Journalist und Autor eines Buches zum NSU, war die Liste der Fehler und Versäumnisse auf staatlicher Seite so lang, "dass für viele ein Verdacht gezielter Sabotage nicht fernliegt."