Organisation der G20
Während sich bei den G7-Treffen von Beginn an die Staats- und Regierungschefs der beteiligten Staaten zu regelmäßigen Konsultationen zusammenfanden, wurde die G20 zunächst als jährlicher Termin der Finanzminister und Notenbankchefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer initiiert. Die Wucht der Finanzkrise im Jahr 2008 stellte jedoch eine Zäsur für die G20 in ihrer bisherigen Form dar. Den Gefahren für die Weltwirtschaft, des politischen und sozialen Friedens, die von der Finanzkrise 2008 ausgingen, konnte nicht rein auf finanzpolitischer Ebene begegnet werden. Als Konsequenz wurden die G20-Treffen, beginnend mit dem G20-Gipfel in Washington 2008, ebenfalls auf die Ebene der Staats- und Regierungschefs aufgewertet. Seither stellt die G20 das weltweit wichtigste informelle Forum für die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit dar.Mitglieder der G20 sind die 19 Staaten Argentinien, Australien, Brasilien, Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Mexiko, Südkorea, Russland, Saudi- Arabien, Südafrika, Türkei, Großbritannien und die USA. Die Europäische Union (EU) komplettiert die G20 und wird durch die rotierende EU-Ratspräsidentschaft, die Europäische Kommission und die Europäische Zentralbank vertreten.
Neben den ständigen Mitgliedern der G20, werden weitere Staaten (als Gaststaaten) und Vertreter internationaler Organisationen zu den G20-Treffen eingeladen, um sicherzustellen, dass insbesondere auch die Interessen der Entwicklungsländer berücksichtigt werden.
G20 Gipfeltreffen: Weltpolitik oder wirkungslose Absichtserklärungen?
Im Jahr 2022 war Indonesien der Gastgeber des G20 Gipfels, der am 15. November 2022 in Bali stattfand. Im Gegensatz zur G7 ist Russland weiterhin Mitglied der G20. Die G20-Länder waren in der Frage gespalten, ob Russland am Gipfel teilnehmen solle. Indonesien verhielt sich als Gastgeberland letztlich neutral. Russlands Außenminister Lawrow nahm am Ende beim Gipfel teil. Die Abschlusserklärung verurteilte den Krieg Russlands und forderte Russland auf, seine Truppen aus der Ukraine zu ziehen. Russland schloss sich dieser Erklärung nicht an. In den letzten Jahren standen besonders der Klimawandel, Wirtschaft und soziale Ungleichheit sowie die Bekämpfung der Covid-Pandemie auf dem Programm. Vor den G20 und auch G7 Gipfeln gibt es oft Kritik an den Treffen. Die Abschlusserklärungen sind rechtlich nicht bindend für die Mitglieder. Laut Studien werden aber viele der Vorhaben von den Staaten umgesetzt. Ähnlich wie andere internationale Gipfel sind die Treffen auch Gelegenheit für Staatsoberhäupter ohne viel öffentliche Aufmerksamkeit Gespräche miteinander zu führen. Im Jahr 2023 wird Indien den G20 Gipfel abhalten.Demografische Daten
Die Bevölkerung in den G20-Staaten betrug Mitte 2022 rund 5,14 Milliarden Menschen; das sind (Stand: Mitte 2022) rund 65 Prozent der Weltbevölkerung. Obwohl die G20-Staaten die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer der Welt repräsentieren, bestehen im Vergleich zueinander teils enorme Unterschiede im jeweiligen Entwicklungsstand. So beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen in Japan gegenwärtig rund 87,8 Jahre, während Frauen, die 2022 in Südafrika geboren wurden, nur eine durchschnittliche Lebenserwartung von 64,2 Jahren zu erwarten haben. Die auffallend hohen Unterschiede in der Lebenserwartung spiegeln sich dementsprechend auch im Durchschnittsalter der Bevölkerungen wider.Wirtschaft, Handel und Staatsfinanzen
Im Jahr 2021 erwirtschafteten die G20 (ohne die EU) zusammen am kaufkraftbereinigten globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) einen Anteil von circa 73,1 Prozent. Ihr Anteil am weltweiten Außenhandel (Export) wie auch dem Einfuhrhandel (Import) betrug im Jahr 2021 rund 59,5 bzw. 60 Prozent (ohne die EU).Die Inflationsraten in den G20-Staaten sind sehr unterschiedlich. Während Argentinien 2021 mit der Inflation kämpft (48,4 Prozent) und im Jahr 2022 wohl in die Hyperinflation übergeht, steigt die Inflation auch in der Türkei stark an. In anderen Ländern, wie Brasilien konnte die Inflation sich stabilisieren. Für das Jahr 2022 wird aufgrund der globalen Inflation durch den Ukraine-Krieg auch eine höhere Inflation erwartet. In Japan war die Inflation zuletzt sogar negativ. Bei der Arbeitslosenquote hat Südafrika den höchsten Wert mit über einem Drittel der Erwerbstätigen in Arbeitslosigkeit. Brasilien, die Türkei und Italien haben ebenfalls eine hohe Arbeitslosenquote in 2021.
Die Staatsverschuldung dagegen ist in Japan besonders hoch mit etwa 262 Prozent in 2021. Viele der Industriestaaten (Italien, USA, Kanada, Frankreich) haben ebenfalls hohe Schuldenwerte. Im Gegensatz dazu stehen die Rohstoffexporteure Russland und Saudi-Arabien. Bei den Schwellenländern der G20, Indonesien, Mexiko und Indien spielen Staatsausgaben eine geringere Rolle. In den EU Staaten dagegen ist die Staatsquote im Durchschnitt deutlich höher.
Rechtsstaatlichkeit
Hinsichtlich der Rechtsstaatlichkeit und des Demokratieverständnisses weisen die G20-Staaten ebenfalls deutliche Unterschiede zueinander auf. Australien, Deutschland und Kanada finden sich in den Ranglisten zur Pressefreiheit und Internetfreiheit jeweils auf den vorderen Plätzen wieder, die letzten Plätze unter den G20-Staaten nehmen China, die Türkei, Russland und Saudi-Arabien ein.Das erste G20-Gipfeltreffen mit allen Staats- und Regierungschefs fand im Jahr 2008 im Anschluss der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise in Washington statt. Dabei stand der Austausch zur Beseitigung der Folgen der Krise im Mittelpunkt und ein entsprechender Maßnahmenkatalog wurde erstellt. Der Austragungsort des Treffens richtet sich nach der Nation, die zu diesem Zeitpunkt die rotierende G20-Präsidentschaft innehat.
Italien hat die G20-Präsidentschaft im November 2020 von Saudi-Arabien übernommen. Gastgeberstadt des 16. G20-Gipfeltreffens am 30. und 31. Oktober 2021 ist die italienische Hauptstadt Rom. Es ist das erste Gipfeltreffen der G20-Gruppe in Italien.
Deutschland hatte die G20-Präsidentschaft am 01. Dezember 2016 übernommen. Gastgeberstadt des G20-Gipfeltreffens vom 7. und 8. Juli 2017 war Hamburg. Das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs in Hamburg stellte den Höhepunkt der G20-Präsidentschaft dar, dem eigenständige Fachtagungen von Akteuren der Zivilgesellschaft und der Fachminister der beteiligten Länder vorangingen. Es war das erste Gipfeltreffen in einem Industrieland nach der Verabschiedung der globalen Nachhaltigkeitsziele im Jahr 2015 durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen. Ziel des G20-Gipfels war es, sich für eine bessere Gestaltung der Globalisierung einsetzen.