Frankreich: Angaben zu Demografie und Bevölkerung
Die Einwohnerzahl von Frankreich hat sich im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um rund 170.000 Bürger:innen auf insgesamt rund 65,45 Millionen Einwohner:innen erhöht. Mit Blick auf die Einwohnerzahl in den EU-Ländern nimmt Frankreich nach dem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU (Brexit) nun den zweiten Platz ein. Die größten Städte in Frankreich sind Paris, Marseille und Lyon.Migration, Asyl und Ausländer in Frankreich
Der Migrationssaldo für Frankreich ist im Jahr 2020 deutlich auf rund 138.440 Personen gestiegen, obwohl die Einwanderung sich deutlich reduzierte. Die Corona-Pandemie einschließlich der Lockdowns und allgemein erschwerten Reisebedingungen hat nicht nur die Zahl der Einwanderungen verringert, sondern auch die Auswanderungszahlen einbrechen lassen. 2020 hat sich mit rund 144.800 Personen die Anzahl der Auswander:innen im Vergleich zum Vorjahr 2019 (299.100 Auswanderungen) halbiert. Insgesamt war der Wanderungssaldo für Frankreich in den letzten Jahren durchweg positiv, allerdings auch vor Corona bereits mit deutlichen Schwankungen in der absoluten Höhe.Die Anzahl der monatlichen Asylbewerberzahlen in Frankreich ist aufgrund der erschwerten Fluchtmöglichkeiten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie (Lockdowns, Beschränkungen der Reise- und Bewegungsfreiheit) im vorigen Jahr deutlich eingebrochen, hat sich seitdem aber wieder deutlich erhöht. Im Juli 2022 registrierten die französischen Behörden rund 12.330 Asylanträge wovon rund 10.890 auf Erstanträge entfielen und rund 1.405 auf Folgeanträge.
Der Ausländeranteil in Frankreich hat im Jahr 2021 rund 7,7 Prozent der Gesamtbevölkerung betragen. Rund 2,2 Prozent des Ausländeranteils in Frankreich entfällt auf EU-Ausländer:innen und rund 5,5 Prozent auf Drittstaatsangehörige (Nicht-EU-Ausländer:innen).
Die häufigsten ausländischen Staatsangehörigkeiten in Frankreich entfallen auf jeweils mehr als eine halbe Million Bürger:innen mit algerischer, portugiesischer und marokkanischer Nationalität. In Großbritannien, Belgien und der Schweiz leben die meisten französischen Staatsbürger:innen in Europa außerhalb des eigenen Landes.
Frankreichs Wirtschaft
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Frankreich hat sich 2021 deutlich auf rund 2,94 Billionen US-Dollar erhöht. Hier spielen sicherlich Nachholeffekte eine Rolle, nachdem durch die Corona-Krise ausgelöste Rezession das BIP Frankreichs im Jahr 2020 auf rund 2,6 Billionen US-Dollar sinken ließ. Frankreich hat nicht nur das Vorkrisenniveau erreicht, sondern selbst den Höchststand aus dem Jahr 2008 (2,92 Billionen US-Dollar) übertroffen. Frankreich hat seine Position als sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt im Jahr 2020 an Indien verloren und kann den Platz trotz starker Erholung auch 2021 nicht wiedererlangen. Nachdem Großbritannien die EU verlassen hat, weist Frankreich nach Deutschland das zweitgrößte Bruttoinlandsprodukt der EU-Länder auf.Frankreich verzeichnet aufgrund struktureller Probleme seit Jahren relativ schwache Wachstumsraten, auch wenn man das erste Jahr der Corona-Pandemie ausklammert. In Frankreich ist das Wirtschaftswachstum im ersten Jahr der Pandemie 2020 um rund 8 Prozent eingebrochen. Allerdings hat Frankreich im Gegensatz zu Deutschland und anderen Volkswirtschaften im Folgejahr 2021 mit einer Wachstumsrate von rund 7 Prozent tatsächlich eine V-förmige Erholung verzeichnet. Für das Jahr 2022 wird mit einem BIP-Wachstum in Frankreich von rund 2,9 Prozent gerechnet.
Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Frankreich hat 2021 geschätzt rund 44.853 US-Dollar betragen, für das Jahr 2022 wird ein BIP-pro-Kopf von rund 44.747 US-Dollar prognostiziert.
Positive Entwicklung am französischen Arbeitsmarkt
Im Jahr 2021 ist die Arbeitslosenquote in Frankreich auf rund 7,85 Prozent gesunken, nachdem sie 2015 noch rund 10,35 Prozent betragen hat. Für das Jahr 2022 wird mit rund 7,8 Prozent keine Veränderung erwartet. Aufgrund von aktuellen arbeitsmarktpolitischen Stabilisierungseffekten, wird sich aber erst in den kommenden Jahren zeigen, wie nachhaltig sich die Beschäftigungssituation verbessert hat. Frankreich weist trotz aller Erfolge seit Jahren eine der höchsten Arbeitslosenquoten innerhalb der Europäischen Union (EU) auf, während in anderen EU-Ländern faktisch Vollbeschäftigung herrscht.
Insbesondere die sehr hohe Jugendarbeitslosigkeit bekam Frankreich lange Zeit nicht in den Griff. Die Jugendarbeitslosenquote von rund 17 Prozent (Stand Juli 2022) in Frankreich ist im Vergleich der Jugendarbeitslosigkeit in den EU-Ländern zwar weiterhin hoch, hat sich aber in den letzten Jahren deutlich verringert.
Angst vor hoher Inflation: Die Reallöhne in Frankreich sinken
Die Inflationsrate von Frankreich ist über Jahre hinweg sehr gering gewesen, wie auch in allen anderen EU-Mitgliedstaaten. Im Jahr 2020 ist die Inflationsrate in Frankreich auf 0,5 Prozent gesunken, weit entfernt vom 2-Prozent Ziel der europäischen Zentralbank. 2021 sind die Preise in Frankreich bereits um rund 2,1 Prozent gestiegen. Der IMF rechnete in seiner Frühjahrsprognose für das laufende Jahr 2022 zwar mit einer weiteren Steigerung auf bis zu 4,1 Prozent, die monatlichen Inflationsraten in den Ländern der Europäischen Union ziehen jedoch deutlich an und könnten zum Jahresende deutlich über sechs Prozent liegen. Die Entwicklung der Reallöhne in Frankreich ist trotz der geringen Inflation das dritte Jahr in Folge rückläufig gewesen. Im Jahr 2020 sind die Reallöhne in Frankreich um rund 2,8 Prozent gesunken. Steigen die Preise jetzt deutlich stärker als in den Vorjahren, wird auch der Reallohnverlust höher ausfallen.
Außenhandel von Frankreich
Im Jahr 2021 sind die Exporte aus Frankreich um rund 100 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und erreichen rund 585 Milliarden US-Dollar. Frankreich exportiere im Jahr 2020 allerdings auch (Corona) nur Güter im Wert von rund 488,6 Milliarden US-Dollar, der geringste Wert seit 2009. Die wichtigsten Exportgüter von Frankreich im Jahr 2021 sind Straßenfahrzeuge (einschl. Luftkissenfahrzeuge) (SITC Abschnitt 78) mit einem Exportanteil von rund 8,8 Prozent.Auch die Importe nach Frankreich haben sichn nach dem ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020 im Folgejahr 2021 wieder deutlich erholt: Frankreich importierte im Jahr 2021 Güter im Wert von rund 714,3 Milliarden US-Dollar, ein Plus von rund 133 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr. Die wichtigsten Importgüter Frankreichs im Jahr 2021 sind ebenfalls Straßenfahrzeuge (SITC Abschnitt 78) mit einem Importanteil von rund 10,7 Prozent gewesen.
In der Rangliste der größten Exportländer weltweit bleibt Frankreich im Jahr 2021 auf den neunten Platz, nachdem es sich bereits im Vorjahr um drei Plätze verschlechterte. Im Ranking der größten Importländer ist Frankreich 2021 wieder die sechstgrößte Importnation weltweit.
Das Defizit in der Handelsbilanz von Frankreich hat 2021 einen neuen Tiefstand erreicht. Im Jahr 2021 erzielt Frankreich ein Handelsbilanzdefizit von rund 129,3 Milliarden US-Dollar - das viertgrößte Handelsbilanzdefizit weltweit und das höchste Handelsdefizit in Frankreichs Geschichte.
Frankreichs Außenhandel - geringere Abhängigkeit von China
Frankreich exportiert größtenteils in die EU bzw. Europa. Fünf der sieben wichtigsten Exportländer für Frankreich sind andere EU-Länder, sowie Großbritannien. Deutschland ist mit einem Anteil von rund 14 Prozent aller französischen Ausfuhren der wichtigste Exportpartner für Frankreich (2021).
Deutschland ist mit einem Anteil von rund 16,8 Prozent an den gesamten Einfuhren auch der größte Importpartner für Frankreich. Auch fünf der sieben wichtigsten Importländer für Frankreich sind andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU-27) sowie Großbritannien. China (6,7 Prozent) und die USA (4,35 Prozent) sind auch wichtige Importländer für Frankreich, aber im Vergleich zu Deutschland, dessen wichtigster Importpartner China ist, ist Frankreichs Außenhandel wesentlich unabhängiger von China.
Staatsfinanzen von Frankreich
Die Staatsverschuldung in Frankreich ist vor allem nach 2008 (rund 1,35 Billionen Euro) und gegenwärtig im Zuge der Corona-Krise stark auf rund 2,8 Billiarden Euro im Jahr 2021 gestiegen. Umgerechnet auf die Wirtschaftsleistung ergibt sich für 2021 eine Schuldenquote von Frankreich von rund 112,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Frankreich ist aufgrund der hohen Nettoneuverschuldung in der Rangliste der Länder mit der höchsten Staatsverschuldung vertreten (Platz 18).Frankreich ist seit dem Jahr 2000 durchgängig Nettozahler im EU-Haushalt und im Jahr 2020 mit rund -7,84 Milliarden Euro der drittgrößte Nettozahler der EU-28 gewesen. Mit dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union wird Frankreich in den kommenden Jahren zum zweitgrößten Nettozahler des EU-Haushaltes nach Deutschland aufsteigen.
Der nationale Haushaltssaldo von Frankreich ist seit Jahrzehnten negativ. Der Staat hat also höhere Ausgaben als Einnahmen. Im Jahr 2021 erreichte das Staatsdefizit von Frankreich geschätzt rund 7,05 Prozent der Wirtschaftsleistung, nachdem das Land im Vorjahr mit rund -9,1 Prozent das höchste Defizit im Haushalt seit Beginn der Zeitreihe erzielte. Das Haushaltsdefizit Frankreichs im Jahr 2021 ist zwar weiterhin sehr hoch und weit entfernt von den maximal drei Prozent, die nach den Mastrichtkriterien zulässig wären ,aber gering genug, um nicht im Ranking der Länder mit dem höchsten Staatsdefizit weltweit vertreten zu sein.
Das Staatsdefizit in absoluten Zahlen betrug 2021 rund 174,9 Milliarden Euro.
Frankreich im internationalen Vergleich - die letzte Atommacht der Europäischen Union
Frankreich ist eine von weltweit 9 Atommächten und verfügt nach derzeitigem Stand (2022) über 290 nukleare Sprengköpfe. Nach dem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU (Brexit) ist Frankreich die einzige Atommacht der Europäischen Union (EU-27).Frankreich hat nach den USA und der UdSSR/Russland mit 210 Atomwaffentests bis offiziell 1996, die drittmeisten Kernwaffentests weltweit durchgeführt, was immer wieder internationale Kritik hervorrief.
Frankreich ist eines der ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat und vollständig vetofähig. Von diesem Recht machte Frankreich allerdings zuletzt im Zeitraum 1981 bis 1990 Gebrauch.
Frankreich ist in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel terroristischer Anschläge gewesen und hat insgesamt die höchste Anzahl terroristischer Angriffe in der EU zu verzeichnen.