Green Steel - Statistiken und Fakten
Grüner Stahl durch Wasserstoff?
In Deutschland wurden zuletzt rund 37,2 Millionen Tonnen Rohstahl produziert. Der Großteil davon wird in Hochöfen hergestellt, bei denen innerhalb von chemischen Reaktionen dem Ausgangsstoff Eisenerz Sauerstoff durch die Bildung von CO₂ entzogen wird. Dadurch entstehen rund 1,7 Tonnen CO₂ pro Tonne Rohstahl. In anderen Verfahrensarten lassen sich die Emissionen stark einsparen: durch die Nutzung von Wasserstoff in Direktdeduktionsanlagen, bei denen als Emission nur Wasserdampf entsteht, könnten die Emissionen pro Tonne Rohstahl auf etwa 0,2 Tonnen CO₂ gesenkt werden. Langfristig lassen sich damit durch die Nutzung von grünem Wasserstoff in der Stahlindustrie rund 28 Tonnen CO₂-Emissionen pro Tonne eingesetztem Wasserstoff einsparen. Einige Unternehmen, wie der deutsche Stahlproduzent thyssenkrupp befinden sich bereits im Bau dieser Anlagen. Wasserstoff ist aktuell jedoch nur knapp verfügbar und der Bau der Anlagen ist teuer, weshalb Unternehmen sich Förderungen und Anreize aus der Politik erhoffen. Für den Übergang können die Anlagen auch mit Erdgas betrieben werden, dadurch könnten im Vergleich zur herkömmlichen Produktion immer noch rund 60 Prozent CO₂ eingespart werden.Vom grauen Stahl zum grünen Stahl durch Recycling?
Stahl kann beliebig oft und ohne Qualitätsverlust recycelt werden. Durch diese fast uneingeschränkte Wiederverwendbarkeit ist Stahl das ideale Produkt einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. In Deutschland wurden im Jahr 2023 rund 15 Millionen Tonnen Stahlschrott zur Herstellung von Rohstahl verwendet, im Vergleich zu den Vorjahren ist der Stahlschrottanteil damit zurückgegangen. Trotzdem kommt der Verwendung von recyceltem Stahl eine immer wichtigere Rolle zu, um den wachsenden Stahlbedarf zu decken. In speziellen Stahlrecyclinganlagen wird der Stahlschrott separiert und unerwünschte Materialien aussortiert. Damit wird aus sogenanntem grauen Stahl, recycelter, grüner Stahl. Trotzdem verbraucht auch das Stahlrecycling Energie und ist allein nicht ausreichend für die Transformation der Stahlindustrie. Deshalb ist das Recycling besonders in der kombinierten Nutzung innerhalb der mit Wasserstoff oder Erdgas betrieben Direktdeduktionsanlagen sinnvoll. Zusammen können in der Stahlerzeugung sowohl Emissionen als auch Energie eingespart werden.Herausforderungen der Transformation
Ein Großteil der Unternehmen in Deutschland ist bereits jetzt der Meinung, dass die deutsche Stahlwirtschaft auf höheren Nachhaltigkeitsstandards beruht, als ausländischer Stahl, z.B. aus China. Trotzdem steht die Branche vor einigen Herausforderungen: Viele Unternehmen befürchten einen Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit durch höhere Kosten bei der Produktion von grünem Stahl. Weitere Herausforderungen innerhalb der Transformation sind Investitionskosten und die Gewährleistung stabiler Lieferketten mit grünem Stahl. Außerdem muss es die Bereitschaft der Endkunden geben, für dekarbonisierte Produkte mehr zu bezahlen.Prognosen zufolge werden die Produktionskosten der Stahlherstellung mit grünem Wasserstoff im Jahr 2030 doppelt so hoch liegen wie bei der Nutzung von Hochöfen mit CO₂-Speicherung (CCS), bei der das entstehende CO₂ abgeschieden und gespeichert wird, damit es nicht zu den Emissionen zählt. Für rund die Hälfte der Unternehmen ist eine höhere Zahlungsbereitschaft derzeit noch unklar. Prognosen zufolge zeigt sich aber, dass PKWs mit grünem Stahl beispielsweise nur etwa 0,7 Prozent teurer werden, Offshore Windanlagen würden sich um knapp sechs Prozent verteuern. Die Preisanstiege der Endprodukte mit grünem Stahl wären demnach moderat.