Armutsgefährdung und Wohnkostenbelastung bei Studierenden und Azubis 2023
Viele Studierende und Auszubildende befinden sich in einer angespannten Einkommensituation, was sich unter anderem an der Armutsgefährdungsquote aufzeigen lässt. Rund 35 Prozent der Studierenden und 18 Prozent aller Auszubildenden waren laut EU-SILC 2023 armutsgefährdet - unabhängig davon, ob sie allein, in WGs oder bei ihren Eltern wohnten. Noch höher war das Risiko bei denjenigen mit eigener Haushaltsführung. Bei Studierenden, die allein oder in einer WG wohnten, lag die Armutsgefährdungsquote bei rund 77 Prozent. Bei Auszubildenden lag die Quote mit rund 54 Prozent niedriger. Insgesamt waren im Jahr 2023 rund 14 Prozent der Bevölkerung in Deutschland armutsgefährdet.
Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Wohnkosten. Die Ausgaben für das Wohnen lassen Studierenden und Auszubildenden einen geringen finanziellen Spielraum. Die Wohnungskostenbelastung¹ bei Studierenden lag bei 54 Prozent und bei Auszubildenden bei rund 42 Prozent. Bei der Gesamtbevölkerung sind es lediglich 25 Prozent. Die Wohnkostenüberbelastung lag bei den Studierenden sogar deutlich höher. Hier waren rund 61 Prozent durch ihre Wohnkosten überbelastet. Bei den Auszubildenden waren es rund 47 Prozent. In der Gesamtbevölkerung lag der Anteil bei 13 Prozent.
Was ist die Armutsgefährdungsquote?
Die Armutsgefährdungsquote ist ein Kernindikator zur Messung relativer Einkommensarmut. Sie ergibt sich aus dem Anteil der Personen mit einem Äquivalenzeinkommen von weniger als 60 Prozent des Bundesmedians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung in Privathaushalten, wobei das Äquivalenzeinkommen ein auf der Basis des Haushaltsnettoeinkommens berechnetes bedarfsgewichtetes Pro-Kopf-Einkommen je Haushaltsmitglied ist. Das Äquivalenzeinkommen wird wiederum herangezogen, um die Einkommen unterschiedlich großer Haushalte vergleichbar zu machen. Es ergibt sich aus der Summe der Einkommen aller Haushaltsmitglieder, die anschließend durch einen Wert dividiert wird, der üblicherweise anhand der "neuen OECD-Äquivalenzskala" bestimmt wird. Die Armutsgrenze liegt bei 60 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Nettoeinkommens der Bevölkerung in Privathaushalten. Laut EU-SILC 2023 lag der Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 1.314 EUR netto.
Armutsgefährdung bei Studierenden
Studierende gehören gerade in Deutschland zu den Erwerbs- und Personengruppen, die am stärksten von Armut betroffen sind. Grund dafür sind die seit Jahren steigenden Miet- und Lebenshaltungskosten in Deutschland. Gerade die großen Städte wie Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main oder München gelten als teuer. Dagegen gestalten sich die Mieten und Lebenshaltungskosten in den kleineren und mittleren Universitätsstädten deutlich kostengünstiger als in vielen Großstädten in Deutschland. Dennoch haben einige Studierende mit der selbstständigen Finanzierung des Studiums zu kämpfen und sind auf staatliche Unterstützung durch BAföG oder Stipendien angewiesen. Jedoch reichen Stipendien oder die finanzielle Unterstützung der Eltern oft nicht aus, daher geht ein großer Anteil der Studierenden einer bezahlten Nebenbeschäftigung nach.