Ergebnis der Präsidentschaftswahl in Kolumbien 2022
Wahl in Kolumbien: Petro erster linker Präsident Kolumbiens
Der Volkswirt Petro konnte bei der Präsidentschaftswahl vor allem bei jungen und ärmeren Wähler:innen punkten. Er trat mit einem umfangreichen Reformprogramm an, dass Änderungen im Steuerrecht, eine Beschäftigungsgarantie im öffentlichen Sektor und eine Reform des auf Rohstoffen basierenden Wirtschaftssystems vorsah. Die Vizepräsidentschafts-Kandidatin Márquez wurde für ihren Kampf gegen illegale Goldsuche in der Region Cauca 2018 mit dem Goldman-Preis ausgezeichnet. In der Wahl setze sich Petro gegen den populistischen Unternehmer Rodolfo Hernández durch, der 47,2 Prozent der Stimmen erhielt.Petro gewinnt ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl
Bei der Präsidentschaftswahl in Kolumbien am 29. Mai 2022 hat Gustavo Petro, der Kandidat des Linksbündnisses Pacto Histórico die erste Wahlrunde mit rund 40,32 Prozent gewonnen. Im Team trat der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá gemeinsam mit der afrokolumbianischen Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, Francia Márquez an. Márquez ist Menschenrechtsaktivistin und Umweltschützerin aus der Region Cauca, die besonders von bewaffneten Konflikten betroffen ist.Kolumbien: Kein Gewinner nach dem ersten Wahlgang
Auf dem zweiten Platz steht nach der ersten Wahlrunde der Millionär und Bauunternehmer Rodolfo Hernández, der zuvor bereits Bürgermeister der Stadt Bucaramanga war. Hernández ist als unabhängiger Kandidat angetreten und besitzt kaum Vernetzungen mit der traditionellen politischen Elite in Bogotá. Sein Wahlkampf war geprägt von Anti-Korruption und einem Abbau der staatlichen Bürokratie. Petro und Hernández werden am 19. Juni in einer Stichwahl antreten.Eine historische Wahl im Kolumbien
Die Präsidentschaftswahl im Jahr 2022 ist nach vielen Maßstäben eine historische. Mit Petro würde erstmals in der jüngeren Geschichte des Landes ein linksorientierter Präsident in den Regierungspalast Casa de Nariño einziehen. Obwohl die soziale Ungleichheit im Land hoch ist, wurde Kolumbien traditionell von konservativen Regierungen geführt. Grund dafür sind die langen Jahre des internen Bürgerkriegs zwischen Guerillagruppen wie der linken FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia), dem Staat und rechten Paramilitärs. Im Jahr 2016 schloss die Regierung einen Friedensvertrag mit der FARC und rehabilitierte viele ehemalige Kämpfer:innen. In vielen ländlichen Gebieten kämpfen jedoch immer noch ehemalige FARC-Mitglieder und Drogenkartelle um die Vorherrschaft.Der rechte Kandidat Federico Gutiérrez, der von den Parteien des traditionellen konservativen Bündnisses unterstützt wurde, erreichte nur Platz 3. Der unabhängige Kandidat und Unternehmer Hernández hat im Wahlkampf besonders gegen Korruption und traditionelle politische Elite Stimmung gemacht und konnte zuletzt in Umfragen zulegen. Die Koalition des scheidenden Präsidenten hat keinen Kandidaten aufgestellt. Die letzte Amtsperiode war geprägt von der Corona-Pandemie, steigender Inflation und sozialer Ungerechtigkeit. Zudem gingen Behörden mit äußerster Gewalt gegen Proteste vor, die zunehmend in den jüngeren Generationen Zuspruch findet und die Petro gezielt anspricht. Auf den kommenden Präsidenten kommen viele Herausforderungen zu: die Frage der Wiederaufnahme von Verhandlungen mit der Guerillagruppe ELN, der massiven sozialen Ungleichheit und den Folgen der Corona-Pandemie.