Die Bewohner vieler Industriestaaten schauen heute vergleichsweise pessimistisch in die Zukunft. Danach befragt, ob ihr Land in den nächsten 10 Jahren sicherer werden wird, stimmten 47 Prozent der Befragten in Deutschland nicht zu. 38 Prozent tendieren zur Antwort weder/noch oder können keine Einschätzung vornehmen. Nur 15 Prozent stimmen zu und denken, dass Deutschland sicherer werden wird. Noch pessimistischer sind in diesem Vergleich ausgewählter Länder nur die Menschen in Japan. In Frankreich ist die Stimmungslage ähnlich wie in Deutschland. In Brasilien und den USA halten sich Zustimmung und Nicht-Zustimmung zu der Aussage in etwa die Waage. Positiver ist die Stimmung in Indien und China. Hier überwiegen jeweils die Anteile der Zustimmenden deutlich. Die Umfrage fand statt im Rahmen des Berichts zur Münchner Sicherheitskonferenz, die vom 16. bis 18. Februar 2024 im Hotel Bayerischer Hof in München stattfinden wird.
In dem Bericht Konferenz nennen die Autoren eine Reihe von Entwicklungen, die zu dem pessimistischen Blick in die Zukunft beigetragen haben dürften. Vorrangig spielen demnach dabei die militärischen Konflikte der Gegenwart eine große Rolle: In Osteuropa hätten Moskaus imperiale Ambitionen zum Krieg in der Ukraine geführt und jegliche Visionen einer kooperativen Sicherheitsordnung auf absehbare Zeit beerdigt.
Viele Beobachter würden außerdem eine ähnliche Eskalation der Gewalt im Indo-Pazifik befürchten, wo unterschiedliche Ordnungsvorstellungen unvereinbar aufeinanderprallen. Dass China seine maritimen Ansprüche zunehmend mit militärischem Druck verfolgt, schürt vielerorts die Befürchtung, Peking versuche, Ostasien in eine exklusive Einflusszone zu verwandeln. Im Nahen und Mittleren Osten schafften die aktuelle Eskalation der Gewalt bereits jetzt viele Verlierer. Die Terroranschläge der Hamas hätten in Israel immenses Leid verursacht und das Sicherheitsgefühl des Landes grundlegend erschüttert.
Geopolitische Spannungen würden auch die Globalisierung verändern. Für viele Staaten stünden nicht mehr die Steigerung gemeinsamer wirtschaftlicher Gewinne, sondern ihre eigene Absicherung gegen wirtschaftlichen Zwang im Zentrum. In Kapital- und Handelsströmen sei längst eine Fragmentierung entlang geopolitischer Bruchlinien sichtbar. Selbst die Klimapolitik – eigentlich ein Paradebeispiel für Kooperation, von der alle profitieren – laufe Gefahr, zum Opfer geopolitischer Spannungen zu werden.