Investitionen in bestimmte Gas- und Atomkraftwerke in der EU können voraussichtlich bald als klimafreundlich gelabelt werden. Die 278 Contra-Stimmen im Europaparlament reichten nicht aus, um den Rechtsakt zur Taxonomie zu stoppen.
Für Klimaaktivisten ist der Beschluss eine Hiobsbotschaft, denn die Stromerzeugung aus Kernenergie kann nun als nachhaltig eingestuft werden, obwohl viele Expert:innen dieser Einschätzung widersprechen würden. Die Folge könnte vielerorts ein Ausbau der Atomkraft sein, für deren Abfallentsorgung es keine zufriedenstellende Lösung gibt. Die Bundesregierung Deutschlands will jedoch trotz des Abstimmungsergebnisses an ihrer Position Kernenergie nicht als klimafreundlich zu betrachten festhalten, heißt es.
Wie sehr sich europäische Länder aktuell auf den Strom aus Atomkraftwerken verlassen, zeigt die Statista-Grafik auf Basis von Daten der International Atomic Energy Agency. Demnach ist Frankreich die Atom-Nation Europas – rund 69 Prozent der französischen Stromerzeugung fußt auf Kernenergie. Ebenfalls mehr als die Hälfte des Strommix hat Atomenergie im letzten Jahr in der Ukraine (55 Prozent), der Slowakei (52,3 Prozent) und auch Belgien (50,8 Prozent) ausgemacht.
In Deutschland hingegen ist der Nuklear-Anteil seit der Entscheidung aus der Atomkraft auszusteigen sukzessive gesunken. Im vergangenen Jahr lag dieser bei rund 11,9 Prozent der gesamten Stromerzeugung. Die aus dem russischen Angriff auf die Ukraine entstandene Energiekrise entfachte nun allerdings wieder die Debatte über eine Laufzeitverlängerung der Kraftwerke in Deutschland.