Am 15. April wurden die drei letzten in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz genommen und der Atomausstieg damit hierzulande vollzogen. Die Entscheidung war bis zuletzt umstritten. Kritiker:innen der Abschaltung bemängeln beispielsweise den Verzicht auf angeblich saubere Energie und den wahrscheinlichen Anstieg der Atomstromimporte. Während Deutschland innerhalb der Landesgrenzen keinen Atomstrom mehr generiert, sehen die globalen Pläne vor allem aufsteigender Volkswirtschaften anders aus.
Alleine in China befinden sich derzeit 22 neue Atomreaktoren in Planung oder im Bau, ein neues Kraftwerk soll laut aktuellen Daten der World Nuclear Association noch dieses Jahr ans Netz gehen. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate, die USA und die Türkei planen mit dem Neuanschluss jeweils eines Kraftwerks, in Südkorea sollen es dieses Jahr noch zwei werden. Auf Platz zwei liegt Indien, das bis 2027 acht neue Kernkraftwerke gebaut und an das Stromnetz angeschlossen haben will, gefolgt von den bereits erwähnten Ländern Türkei mit vier und Südkorea mit drei Reaktoren.
Auffällig dabei: Mit China, Indien und Russland, sind drei der fünf BRICS-Mitglieder unter den Top 8. Unter dem Kürzel versteht man seit der Aufnahme Südafrikas 2011 eine lose Vereinigung aufstrebender Volkswirtschaften, zwischen 2001 und 2011 waren die vier restlichen Länder unter dem Begriff BRIC bekannt.
In Deutschland stammten 2022 6,4 Prozent des innerhalb des Landes erzeugten und eingespeisten Stroms aus Kernenergie, 47,3 Prozent aus anderen konventionellen Energieträgern. Zur Kompensation der Abschaltung dreier weiterer Atomkraftwerke Ende 2021 wurde unter anderem drei Prozent mehr Strom als im Vorjahr mit Kohle erzeugt.