Die Austrittswelle der katholischen Kirche hat einen neuen Rekordwert erreicht: Knapp 360.000 Menschen haben ihr 2021 den Rücken gekehrt. Das sind fast 100.000 Personen mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019 – damals traten rund 272.000 Menschen aus der Kirche aus. Laut Deutscher Bischofskonferenz (DBK) hat die Zahl der Mitglieder in Deutschland im letzten Jahr bei etwa 21,6 Millionen Personen gelegen.
Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Bischofskonferenz, zeigte sich deutlich erschüttert über die neuen Zahlen. Die katholische Kirche in Deutschland befinde sich in einer tiefgreifenden Krise. Mit rund 41.772 Austritten verzeichnet das Erzbistum Köln die meisten, gefolgt von München und Freising (35.323) und Freiburg (30.043).
Vor allem die Missbrauchs- und Finanzskandale der letzten Jahre haben zu einem großen Vertrauensverlust in der christlichen Gemeinde geführt. Wie die Infografik zeigt, bildet sich seit den frühen 2000er Jahren ein steigender Trend bei den Kirchenaustritten.
Allerdings betrifft dies nicht nur die Katholiken, sondern auch die evangelische Glaubensgemeinschaft. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) meldete bereits im März einen neuen Rekordwert für das Jahr 2021. Rund 280.000 Protestanten trennten sich von der Kirche, die Mitgliederzahl sank zum ersten Mal in der Geschichte unter 20 Millionen.
Nichtsdestotrotz bilden Christen in Deutschland weiterhin die größte Religionsgemeinschaft. Etwa die Hälfte der Deutschen gehört der evangelischen oder katholischen Kirche an. Der Islam ist die drittgrößte Religion in der Bundesrepublik mit knapp sechs Millionen Mitgliedern.