2022 lebten in Deutschland rund 45 Millionen Christ:innen, 20,9 Millionen davon waren römisch-katholisch, 19,1 Millionen evangelisch. Trotzdem scheint Religion für die Deutschen nur in ausgewählten Situationen überhaupt noch eine Bedeutung zu haben. Das legt die aktuelle Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der evangelischen Kirche nahe, die laut Angaben der Studienverfasser zum ersten Mal repräsentativ für die deutsche Gesamtbevölkerung ist. Lediglich in zwei Lebensbereichen halten religiöse Grundsätze mehr oder minder als eine Art Leitfaden her.
Ein Drittel der Befragten gab beispielsweise zu Protokoll, dass Religion bei der Bewältigung schwieriger Lebenssituationen eine Rolle spiele, 13 Prozent davon maßen ihrem Glauben in diesem Kontext eine große Bedeutung zu. Bei der Kindererziehung waren 37 Prozent der Meinung, dass Religion eher oder sehr relevant sei.
Hinsichtlich der politischen Einstellung, der Arbeit und dem Umgang mit der eigenen Sexualität hat Religion für die Deutschen nahezu keine Bedeutung. Lediglich zehn (Sexualität), zwölf (Arbeit) und 15 Prozent (politische Einstellung) attestierten ihrem Glauben im jeweiligen Zusammenhang etwas oder große Bedeutung.
Selbst bei einer Filterung nach katholischer und evangelischer Konfession verschiebt sich das Bild nur leicht. So maßen 57 Prozent der Katholik:innen und 49 Prozent der Protestant:innen Religion mindestens etwas Bedeutung bei der Kindererziehung bei. Die Werte bei Politik, Arbeit und Sexualität wichen jeweils nur leicht zugunsten einer stärkeren Bedeutung von Religion ab.
Obwohl noch knapp die Hälfte der deutschen Bevölkerung einer christlichen Konfession zuzuordnen ist, haben die Kirchenaustritte besonders aus der katholischen Kirche auch aufgrund diverser Skandale in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. 2017 waren beispielsweise 167.504 Katholik:innen und 197.207 Angehörige der evangelischen Kirche ausgetreten, während die katholische Kirche im Jahr 2022 mehr als eine halbe Million und die evangelische Kirche rund 380.000 Mitglieder verloren hatte.