Deutschlands Windkraft-Ziele sind klar definiert: 115 Gigawatt an Land und 30 Gigawatt auf See bis 2030. Momentan scheint das Erreichen der selbst gesteckten Ziele jedoch noch nicht realistisch, denn der Zubau von Windkraft in der Bundesrepublik lahmt. Bis zum Oktober hat der Nettozubau 2023 nur etwa 2,5 Gigawatt betragen (2,3 GW an Land, 0,2 GW auf See). Das sind zwar immerhin 0,1 Gigawatt mehr als im Vorjahr, aber noch weit entfernt vom eigentlichen Ziel. Allein an Land wäre ein Ausbau der Leistung von durchschnittlich 19,7 Megawatt am Tag nötig - aktuell liegt dieser bei etwa 8,4 Megawatt am Tag. Auch bei den Offshore-Anlagen sieht die Situation nicht besser aus.
Wie die Statista-Grafik auf Basis des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur und den Recherchen der Journalist:innen des mdr zeigt, herrscht in Deutschland ein regelrechter Ausbau-Stau. In allen Bundesländern, in denen Windturbinen gebaut werden, gibt es Anlagen, die zum 24. Oktober 2023 schon längst in Betrieb sein sollten. Besonders stark im Verzug ist Nordrhein-Westfalen mit rund 64 Windkraftanlagen, gefolgt von Brandenburg (53 Anlagen) und Niedersachsen (50 Anlagen). Gründe für die Verspätungen sind beispielsweise langsame bürokratische Genehmigungsverfahren, Transportschwierigkeiten und steigende Materialkosten.
Tatsächlich würde das Ziel aber auch verfehlt werden, wenn die alle geplanten Anlagen zeitgemäß fertig werden würden. Berechnungen des mdr schätzen die Gesamtleistung nach aktuellem Stand auf etwa 72,4 Gigawatt – rund 37 Prozent unter dem Zielwert.