Lokaljournalismus in Deutschland hat seit einigen Jahren mit personellen und finanziellen Problemen zu kämpfen. Können größere Marken wie Spiegel, Focus, FAZ oder Bild den Rückgang von Printauflagen und den dazugehörigen Werbeeinnahmen zumindest teilweise durch ihre Online-Angebote kompensieren, ist das Schrumpfen der gedruckten Auflagen bei lokaler Berichterstattung deutlicher zu spüren.
Betrug die durchschnittliche Auflage aller lokalen Abo-Zeitungen in Deutschland 1995 noch 18 Millionen, waren es 2021 nur noch zehn Millionen, Tendenz sinkend. Finanzielle Zwänge führten in den vergangenen Jahren vermehrt zu Konsolidierungen von Redaktionen, die Zentralredaktion, die den Hauptteil aller Produkte eines Medienhauses mit denselben überregionalen Nachrichten auffüllt, wurde vielerorts Usus. Hat sich dieser Wandel auch im Nutzungsverhältnis der Deutschen niedergeschlagen?
Wie unsere Grafik basierend auf Auswertungen des Digital News Reports zeigt, geht die regelmäßige Nutzung von lokalen oder regionalen Printprodukten seit Jahren deutlich zurück. Nutzten 2017 noch 38 Prozent der Befragten ein entsprechendes Angebot mindestens wöchentlich, waren es 2022 nur noch etwa 26 Prozent.
Zeitgleich steigt die Anzahl derjenigen, die die Online-Präsenzen der entsprechenden Publikationen nutzen, nicht im selben Maß an, um diesen Wegfall auszugleichen. Zwischen 2017 und 2022 legte der Anteil der regelmäßigen Online-Konsument:innen regionaler oder lokaler Berichterstattung um nur vier Prozent zu. Immerhin befindet sich diese Kategorie im Online-Bereich auf dem geteilten dritten Platz mit Spiegel Online und bild.de.
Wirft man einen Blick auf die globale Situation, steckt nicht nur der lokale, sondern auch der junge Medienjournalismus in der Krise. Inmitten katastrophaler wirtschaftlicher Ergebnisse stampft Buzzfeed, dessen deutsche Dependance 2020 im Medienkonglomerat Ippen Digital aufgegangen war, in den USA sein News-Produkt ein, Vice Media soll vor dem Bankrott stehen, und auch der Musiksender MTV streicht sein Nachrichtenformat nach 36 Jahren Laufzeit ersatzlos.