Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen liegt auch im ersten Halbjahr des laufenden Jahres auf niedrigem Niveau. Schätzungen des Inkassodienstleisters Creditreform zufolge haben 7.300 Unternehmen in Deutschland Insolvenz angemeldet. Im ersten Halbjahr des Jahres 2017 waren es noch 10.240 Unternehmen. Der Trend dürfte sich jedoch in der zweiten Jahreshälfte nach Einschätzungen der Creditreform-Experten umkehren. Die konjunkturellen Rahmenbedingungen hätten sich durch den Krieg in der Ukraine, den angebotsseitigen Preisauftrieben und der beginnenden Zinswende deutlich verschlechtert und die Wirtschaft würde kaum noch wachsen. Das werde nicht ohne Folgen für die Insolvenzentwicklung bleiben.
Das Thema Insolvenzen wird derzeit in Deutschland intensiv diskutiert, weil Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Dienstagabend in der ARD-Sendung "Maischberger" auf die Frage, ob er mit einer Insolvenzwelle am Ende dieses Winters rechne, geantwortet hat: "Nein, das tue ich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass bestimmte Branchen einfach erstmal aufhören, zu produzieren."
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck gegen den Vorwurf verteidigt, dieser habe sich mit seiner Talkshow-Äußerung zur Insolvenzgefahr in der Energiekrise vergaloppiert. "Ich verstehe die Kritik an den Aussagen von Wirtschaftsminister Habeck zu Insolvenzen nicht, denn sie sind zutreffend", schrieb der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwochabend auf Twitter.
Von der Insolvenz des Arbeitgebers betroffen waren im 1. Halbjahr 2022 insgesamt rund 68.000 Beschäftigte. Die Schäden für die Gläubiger von insolventen Unternehmen belaufen sich auf geschätzt 19,0 Mrd. Euro. Pro Insolvenzfall betragen die ausfallbedrohten Forderungen damit durchschnittlich 2,6 Mio. Euro. Dieser Wert ist etwas niedriger als im Vorjahreszeitraum, aber merklich höher als in früheren Jahren.