Beleidigungen, Verleumdungen oder das Verbreiten von Nacktfotos: Cybermobbing unter Schülerinnen und Schülern nimmt in Deutschland weiter zu. Laut einer aktuellen Studie, die das Bündnis gegen Cybermobbing gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse (TK) durchführte, hatten im Jahr 2020 17,3 Prozent der befragten acht- bis 21-Jährigen eigene Erfahrung mit Mobbing im Internet. Seit der Vorgängerstudie im Jahr 2017 ist der Anteil um 36 Prozent gestiegen.
Wie die Studienverantwortlichen mitteilten, hat die phasenweise Umstellung des Schulbetriebs auf Fernunterricht wegen der Corona-Pandemie zu mehr Cybermobbing beigetragen, da sich die Sozialkontakte der Kinder und Jugendlichen ins Internet verlagerten. Insgesamt sind 2020 fast zwei Millionen Schülerinnen und Schüler von Cybermobbing betroffen. Alarmierend sei, dass gegenüber 2017 unter den Cybermobbing-Opfern 20 Prozent mehr Suizidgedanken geäußert haben. Der Anteil der Opfer, die Alkohol oder Tabletten konsumieren, ist gegenüber 2017 um 30 Prozent gestiegen.
Bereits in der Grundschule müsste viel mehr Präventions- und Aufklärungsarbeit gegen (Cyber-)Mobbing geleistet werden, mahnen die Experten. An Gymnasien, wo Lehrkräfte häufiger dafür geschult sind, würde Cybermobbing seltener auftreten als an Hauptschulen. Grundsätzlich existiert das Phänomen jedoch an allen Schulen, auch an Grundschulen ist bereits jeder Zehnte betroffen.
Als Folge des Mobbing leiden Opfer häufig noch im Erwachsenenalter an einem schwachen Selbstwertgefühl, zudem sind sie anfälliger für Angststörungen, Schlafstörungen und Depressionen.
Das Bündnis gegen Cybermobbing fordert deswegen für Deutschland ein Anti-Cybermobbing-Gesetz, wie es in Österreich bereits seit 2016 existiert. Der Vorstandsvorsitzende Uwe Leest sagte: "Täter und Opfer müssen wissen, dass Cybermobbing kein Kavaliersdelikt ist."