Medienberichten zufolge wollen Modehersteller und Handelsunternehmen wie etwa Adidas, Puma, Deichmann und H&M die Mietzahlungen für ihre Ladengeschäfte in Innenstädten vorübergehend einstellen. Wie die Statista-Grafik nahelegt, haben diese Unternehmen im vergangenen Jahr profitabel gewirtschaftet, weswegen ihnen zuletzt eine Welle der öffentlichen Empörung entgegenschlug. Auch aus Kreisen der Politik kam Kritik, so etwa von Bundesjustizministerin Christina Lambrecht (SPD) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Wenn finanziell solide aufgestellte Unternehmen ihre Mieten nicht mehr zahlen würden, so sei dies „unanständig und nicht akzeptabel“, so Lambrecht. Hubertus Heil drohte in der ARD-Sendung Hart aber fair mit rechtlichen Schritten. Unternehmen müssten zuerst ihre Rücklagen verwenden, um die Krise finanziell zu meistern.
Einige Unternehmen haben mittlerweile Stellung zu den Vorwürfen bezogen. Deichmann etwa betont, dass es lediglich bei Vermietern um eine vorrübergehende Stundung, also um einen Zahlungsaufschub, gebeten habe. Auch Adidas-Vorstandschef Kasper Rorsted sagte gegenüber der FAZ, es gehe nicht um einen Mietstopp, sondern eine Stundung. Sei der Vermieter eine Privatperson, würde Adidas die Mieten weiterhin bezahlen. Ähnlich äußerte sich H&M.
Die Unternehmen erwirtschaften einen beträchtlichen Teil des Umsatzes durch ihre Ladengeschäfte– dieser Teil fällt nun komplett weg, während Kosten für Personal, Logistik, Wareneinkauf und Mieten weiterhin anfallen. Neben den in der Grafik genannten Unternehmen haben weitere Handelsketten angekündigt, ihre Mietzahlungen zu stoppen oder zu stunden.
Zuletzt haben Bundestag und Bundesrat beschlossen, dass das Kündigungsrecht von Vermietern bei ausbleibenden Mietzahlungen während der Coronakrise eingeschränkt werden soll. Dem Gesetz zufolge kann der Vermieter "ein Mietverhältnis über Grundstücke oder über Räume nicht allein aus dem Grund kündigen, dass der Mieter im Zeitraum vom 1. April 2020 bis 30. Juni 2020 trotz Fälligkeit die Miete nicht leistet, sofern die Nichtleistung auf den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie beruht". Immobilienexperten warnen jedoch davor, dass Vermieter kaum prüfen könnten, wie sehr Mieter wirklich unter der Corona-Krise leiden.