Atomkraft zählt zu den bedeutendsten Energiequellen Frankreichs. Allein im Jahr 2023 machte Kernenergie rund 65 Prozent
aus und stellte zugleich mit rund 200.000 Arbeitsplätzen auch die drittgrößte Industrie der Nation. Anders als Deutschland plant Frankreich den weiteren Ausbau der Atomkraft. Zum einen für die Sicherung der Energieversorgung, da das Land andernfalls mangels eigener Ressourcen stark auf seine Nachbarn und Handelspartner angewiesen wäre, zum anderen für die Erreichung der Klimaschutzziele. So sollen durch neue Kraftwerke unter anderem die Energieverluste aus dem Abbau der Kohlekraft abgefangen und zugleich die CO
-Bilanz des Landes langfristig verbessert werden.
Bedeutung für Frankreich
Im Jahr 2023 betrieb Frankreich 56
Atomkraftwerke an 18 Standorten. Zudem ist im Sommer 2024 nach knapp 17 Jahren Baubeginn ein neuer Atomreaktor in Betrieb genommen worden; er soll der leistungsstärkste Atomreaktor Frankreichs werden und voraussichtlich im Herbst an das Stromnetz angeschlossen werden.
Bis zum Jahr 2050 soll sich die Zahl der Kraftwerke weiter vergrößern, zudem ist eine Erhöhung der Laufzeit bestehender Kraftwerke von 40 auf 50 Jahre geplant. Am 16. Mai 2023 wurde ein Gesetzesentwurf zur Beschleunigung des Baus neuer Reaktoren von der französischen Nationalversammlung verabschiedet.
Neben der Kernenergie sollen auch die erneuerbaren Energien gefördert werden. Zuletzt belief sich der Anteil erneuerbarer Energien
am Bruttoendenergieverbrauch auf rund 20 Prozent. Eine baldige oder gar vollständige Abkehr von der Kernenergie scheint daher bislang noch unwahrscheinlich.
Nachhaltigkeit durch radioaktives Recycling
Zudem soll sich der Entsorgungsproblematik hinsichtlich des
anfallenden Atommülls mit einer gänzlich neuen Methode genähert werden: Recycling. Im hierfür bisher entwickelten Verfahren werden Protonen in einen Teilchenbeschleuniger geschossen, um anschließend in einem speziell auf diesen Prozess ausgerichteten Kernreaktor den Atommüll durch Neutronen in weniger gefährliche Bestandteile aufspalten zu können. Ziel der Prozedur stellt unter anderem eine Reduktion von Lagerumfang und –dauer dar, auch wenn das Verfahren selbst sich für die Kraftwerke derzeit noch nicht als sonderlich wirtschaftlich erweist. Daher konzentrieren sich die Bemühungen der Industrie auch in zunehmendem Maße auf die
Errichtung eines Endlagers. Aktuell gibt es in Frankreich drei Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Ein Endlager für hochradioaktive Abfälle ist derzeit noch in Planung. In Frankreich ist die Agence Nationale pour la Gestion des Déchets Radioactifs (Nationale Agentur für das Management radioaktiver Abfälle; ANDRA) für die Entsorgung und Endlagerung des anfallenden Atommülls verantwortlich.
Des Weiteren ist unklar, ob Frankreich aufgrund des Ukraine-Kriegs künftig möglicherweise auf Uranimporte aus Russland verzichten oder diese einschränken wird: Im Jahr 2022 wies Frankreich innerhalb Europas den
höchsten Uranverbrauch auf. Insgesamt importierte die EU im Jahr 2023 knapp
4.800 Tonnen Uran aus Kanada, gefolgt von Russland und Kasachstan.
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