China: Klimaretter oder Klimasünder?
Auf der einen Seite: Kohle als Energieträger Nummer Eins
Aktuell wird der Großteil der Energie in China über fossile Brennstoffe bereitgestellt. Von den knapp 160 verbrauchten Exajoule an Primärenergie, entfielen rund 88 Exajoule auf Kohle. Bei der Energieerzeugung spielt Kohle sogar eine noch größere Rolle: Rund 71 Prozent der erzeugten Energie entfielen auf Kohle - das entspricht rund 94.000 Petajoule. Wind, Solar, Biokraftstoffe und Wasserkraft waren derweil weniger relevant; insgesamt rund 17.000 Petajoule Energie wurden durch diese Energieträger gewonnen.Innerhalb der Stromversorgung zeigt sich ein ähnliches Bild, denn auch hier dominiert Kohle: Die Stromerzeugung sowie der -verbrauch sind seit Jahren kontinuierlich gestiegen. Zuletzt wurden in China knapp 9.000 Terawattstunden Strom erzeugt, wovon über die Hälfte aus Kohle gewonnen wurde. China kann seinen Strombedarf zum Großteil selbst decken. Im Jahr 2022 importierte China rund 7.137 Gigawattstunden Strom. Insgesamt wurde im genannten Jahr jedoch deutlich mehr Strom exportiert als importiert. Damit setzt sich der Trend ein weiteres Jahr in Folge fort.
Chinas Energiebedarf ist im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr gewachsen. Zwar ist der Teil, der durch Kohleenergie gedeckt wird, deutlich angestiegen, doch auch der Energiegewinn aus den erneuerbaren Energiequellen, Solar- und Windenergie, konnte Zuwachs verbuchen. Chinas Kohleverbrauch macht über die Hälfte des globalen Konsums aus, was in Anbetracht der installierten Leistung der Kohlekraftwerke nicht verwunderlich ist. China betrieb im Juli 2024 Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von rund 1.150 Gigawatt. Das war mehr als das Vierfache der Betriebskapazität der Kohlekraftwerke in Indien, die an zweiter Stelle des Rankings lagen. Chinas Kohlekraftwerke wiesen weltweit demnach die größte installierte Leistung auf. Bisher ist keine Abkehr von Kohle als Energieträger erkennbar, denn neue Kohlekraftwerke sind schon in Planung oder bereits im Bau - und auch hier nimmt China im Ländervergleich eine Spitzenposition ein.
Auf der anderen Seite: Vorreiter beim Ausbau von erneuerbaren Energien
Trotz der nach wie vor starken Abhängigkeit von Kohle, ist Chinas Nutzung und Ausbau von erneuerbaren Energien beispiellos: Zum einen wies China im Jahr 2023 im internationalen Vergleich die mit Abstand höchste installierte Leistung von Erneuerbare-Energien-Anlagen auf und verzeichnete den höchsten Anteil am weltweiten Verbrauch erneuerbarer Energien, zum anderen ist das Land führend, was den Leistungszubau angeht. Es erreichte sowohl den höchsten Zubau im Bereich Photovoltaik als auch bei der Windenergie.China verbrauchte im Jahr 2023 rund 1.668 Terawattstunden Energie aus erneuerbaren Quellen wie Geothermie, Wind- und Solarenergie oder Biomasse und -abfall. Innerhalb der Stromerzeugung erreichten die erneuerbaren Energien einen Anteil von knapp 18 Prozent, gefolgt von Wasserkraft mit rund 13 Prozent. Dabei hat Windkraft innerhalb der erneuerbaren Energien für die Stromerzeugung die höchste Relevanz.
Gemessen an der installierten Leistung ist Solar-Photovoltaik jedoch wichtiger: Im Jahr 2023 lag die Leistung der Photovoltaikanlagen in China bei rund 609 Gigawatt, während die Windenergieanlagen und die Wasserkraftanlagen über Leistungen von rund 442 Gigawatt bzw. rund 421 Gigawatt verfügten.
Nicht zuletzt sind Investitionen im Energiebereich wichtig, um die Energiewende weiter voranzutreiben. Zwischen 2021 und 2023 hat China rund 268 Milliarden US-Dollar in den Bereich "Emissionsarme Stromerzeugung" investiert. In diesem Zeitraum lagen die Energieinvestitionen des Landes bei insgesamt rund 712 Milliarden US-Dollar. Energieexpert:innen halten es für realistisch, dass das Land trotz zahlreicher neuer Kohlekraftwerke seine Klimaziele erreichen kann. Gelingt China die Energiewende, kann das Land einen großen Teil zur Verlangsamung der Klimakrise beitragen.