88 Prozent aller Südkoreaner:innen nutzen laut Analysen unseres Statista Digital Market Outlook Online-Dienste zur Lieferung von Essen oder Lebensmitteln. Damit liegt das ostasiatische Land hinsichtlich der Nutzer:innenpenetration in diesem E-Commerce-Segment, das in den vergangenen zwei Pandemiejahren weltweit einen kleinen Boom erlebte, 13 Prozent vor dem zweitplatzierten Vereinigten Königreich. Wie unsere Grafik zeigt, ist die Nutzung von derartigen Dienstleistungen in großen Teilen Afrikas und Asiens kaum verbreitet.
In der Mehrheit der Länder auf den entsprechenden Kontinenten nutzen maximal 22 Prozent der Einwohner:innen Online-Services zur Bestellung von Lebensmitteln und Essen. Ausnahmen sind beispielsweise Südafrika, Japan, die Türkei und große Teile der arabischen Halbinsel, allen voran die Vereinigten Arabischen Emirate mit einer Penetrationsrate von 45 Prozent. Im asiatischen Raum stellt China neben Südkorea den am besten erschlossensten Markt da. Hier nutzen 56 Prozent der Menschen Online-Lieferdienste, nur zehn Prozent weniger als in den USA und sieben Prozent mehr als in Deutschland.
Hierzulande dominiert die Just-Eat-Takeaway-Marke Lieferando den Markt für die Online-Bestellung bei Restaurants. Laut Unternehmensangaben erwirtschaftete die Firma 2021 in Deutschland rund 567 Millionen Euro, nur in Kanada, den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich waren die Umsätze höher. Der Quick-Commerce-Sector, also die Abwicklung des Bestell- und Lieferprozesses innerhalb von weniger Minuten, ist deutlich stärker umkämpft, obwohl sich auch in diesem Segment eine Konsolidierung abzeichnet.
Nach großen Expansionsplänen und einer Marktbewertung von 2,1 Milliarden US-Dollar im Oktober 2021 hat der 2020 gegründete Lieferdienst Gorillas im vergangenen Mai 300 Mitarbeiter:innen entlassen und den Ausbau seines Geschäfts außerhalb der Kernmärkte aus Eis gelegt. Die direkten Konkurrenten Flink und Getir werden indes aktuell mit mehr als fünf Milliarden US-Dollar respektive 11,8 Milliarden US-Dollar bewertet. Dennoch ist der Markt in diesem Subsegment laut Expert:innen nicht für echten Wettbewerb geeignet. "Sie müssen sich von den Zehn-Minuten-Lieferversprechen für alle und for free verabschieden. Es wird auf einen Premium-Service hinauslaufen", erklärt der Geschäftsführer des Instituts für Handlesforschung, Kai Hudetz, gegenüber Business Insider. Laut Schätzungen von Statista-Analyst:innen soll der Umsatz mit Lebensmittellieferungen 2027 rund 12,4 Milliarden Euro betragen, nahezu doppelt so viel wie im regulären Lieferdienst-Segment.
Allen Online-Lieferdiensten gemein ist eine kritische Bewertung der Arbeitsumstände und der Behandlung der sowie der psychischen und physischen Anforderungen an die Fahrer:innen. Im Juni, Juli und Oktober 2021 streikten Angestellte von Gorillas in Berlin, ausgelöst durch eine aus Sicht der Streikenden unrechtmäßigen Entlassung eines Fahrers, der Konzern kündigte daraufhin 30 bis 50 der sogenannten Rider. Klagen von drei Gekündigten wurden im April 2022 vom Arbeitsgericht Berlin abgewiesen, die Entlassungen aufgrund von "wilden" Streiks sind somit vorerst rechtskräftig.