Nach deutlicher Kritik an der Gaspreisumlage hat Wirtschaftsminister Robert Habeck Anpassungen des Konzepts angekündigt. Laut eines Interviews mit dem Deutschlandfunk sollen nur Unternehmen, die einen großen Anteil an der Versorgung Deutschlands mit Gas und keine Ausgleichsmöglichkeit durch Übergewinne in anderen Segmenten haben, Anspruch erheben können. Außerdem sollen entsprechende Firmen keine Dividende und Boni auszahlen dürfen. Wie unsere Grafik zeigt, könnten durch diese Nachjustierungen einige der Unternehmen, die sich für die Gaspreisumlage registriert hatten, wieder aus dem Raster fallen.
Eines FAQs des Trading Hub Europe zufolge lagen bis zur Einreichungsfrist Bedarfsanmeldungen von zwölf Unternehmen vor, darunter auch Unterfirmen großer Konzerne wie EWE, OMV oder RWE. So gehört beispielsweise die OMV Gas Marketing & Trading GmbH zum österreichischen Erdöl-, Erdgas- und Chemiekonzern OMV, der im Fiskaljahr 2021 2,1 Milliarden Euro Gewinn erzielt hatte. Auch Vitol SA, der niederländische Energiehandelskonzern, konnte 2021 ein positives Konzernergebnis von 3,5 Milliarden Euro erreichen. Das Unternehmen Uniper SE, das als erste Firma in Zusammenhang mit den stark zurückgegangenen Erdgasliefermengen aus Russland Schlagzeilen machte, war hingegen schon im vergangenen Jahr wenig profitabel. Der Konzern schloss sein Fiskaljahr 2021 mit einem Verlust von 4,1 Milliarden Euro ab, obwohl das Adjusted Net Income bei 906 Millionen lag. RWE hingegen gab über eine Sprecherin bekannt, den Anspruch jetzt und auch in Zukunft nicht geltend machen zu wollen.
Zusätzlich zur Gasbeschaffungsumlage startet zum 1. Oktober 2022 auch die Gasspeicherumlage in Höhe von 59 Cent pro Megawattstunde. Hintergrund für diese zweite Mehrkostenumlage ist die Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes, das einen bestimmten Füllstand der Gasspeicher zur Verhinderung eines potenziellen Notstands vorschreibt.