Am 08. Mai ist Muttertag. Doch statt Blumen wünschen sich viele Frauen wohl lieber eine gleiche Bezahlung und faire Chancen im Beruf. Noch immer verwenden Frauen in Deutschland (notgedrungen) deutlich mehr Zeit auf unbezahlte Arbeit wie Haushalt und Kinderpflege als Männer. Diese Stunden fehlen ihnen wiederum bei der verfügbaren Zeit für bezahlte Arbeit im Job - was sich später auch in der geringeren Rente und Altersvorsorge auswirkt.
Der sogenannte Gender Care Gap fasst diese Ungleichheit in Zahlen. Er wurde im Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung entwickelt und zeigt den unterschiedlichen Zeitaufwand, den Frauen und Männer für unbezahlte Sorgearbeit aufbringen. Im Jahr 2019 lag der durchschnittliche Gender Care Gap bei 52,4 Prozent: So viel mehr Zeit als Männer wendeten Frauen täglich auf für Kinderbetreuung, Haushalt, die Pflege von Angehörigen, Ehrenämter und andere unbezahlte Tätigkeiten. Bei 34-Jährigen mit Kindern lag der Gender Care Gap sogar noch höher, bei 110,6 Prozent. In diesem Alter ist die zeitliche Belastung von Karriere und zu betreuenden (Klein-)kindern oftmals besonders hoch. Im Schnitt verwenden 34-jährige Frauen mit Kindern täglich 5,18 Stunden für unbezahlte Care-Arbeit. Bei gleichaltrigen Vätern sind es dagegen nur 2,31 Stunden am Tag.
Für die Zeit der Corona-Pandemie liegen noch keine aktuellen Zahlen für den Gender Care Gap vor. Insgesamt dürfte die Zeit für Kinderbetreuung aufgrund der Schul- und Kitaschließungen stark zugenommen haben. Während einige Paare sich die Care-Arbeit mehr aufgeteilt haben, waren vor allem Alleinerziehende zeitweise deutlich stärker belastet. Die Soziologin Jutta Allmendinger warnte deshalb bereits zu Beginn der Krise vor einer wachsenden Retraditionalisierung zu Lasten der Frauen.