Im ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020 hat es in Deutschland wieder mehr Vorfälle gegenüber Jüdinnen und Juden gegeben. Laut aktueller Fallzahlen, die das Bundesinnenministerium gestern in der "Übersicht: Hasskriminalität" vorlegte, ereigneten sich im vergangenen Jahr insgesamt 2 351 polizeilich erfasste Vorfälle mit antisemitischem Hintergrund. Bei 57 Fällen davon handelte es sich um Gewalttaten.
Wie die Statista-Grafik zeigt, nehmen antisemitische Vorfälle in Deutschland bereits seit einigen Jahren wieder zu. Im vergangenen Jahr stiegen die Fallzahlen sogar trotz der Corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen weiter an. Judith Porath, die Geschäftsführerin des Vereins "Opferperspektive" in Potsdam für Betroffene rechter Gewalt und rassistischer Diskriminierung, machte die Querdenker und Corona-Leugner mit dafür verantwortlich. Sie warf der Bewegung vor, "zunehmend ein Katalysator für antisemitische Verschwörungsmythen, Schoa-Relativierung antidemokratische Bestrebungen und rechtsextremistische Gewalt" zu sein.
Auch die Gesamtzahl der politisch motivierten Straftaten in Deutschland nahm im vergangenen Jahr zu. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zeigte sich insbesondere besorgt über die Zunahme der Gewalttaten. "Es gibt klare Verrohungstendenzen in unserem Land", sagte er. Die größte Bedrohung für die innere Sicherheit sei der Rechtsextremismus.