Mit rund 52 Prozent hat sich Recep Tayyip Erdoğan in der Stichwahl gegen seinen linkspolitischen Kontrahenten Kemal Kılıçdaroğlu durchgesetzt und wurde zum dritten Mal in Folge zum Präsidenten der Türkei gewählt. Einen nicht unerheblichen Anteil daran dürfte die türkische Diaspora haben, die auch in den vergangenen zwei Präsidentschaftwahlen mehrheitlich für Erdoğan gestimmt hatte.
Wie unsere Grafik auf Basis von Daten der Türkischen Wahlkommission und Auswertungen der Nachrichtenagentur Anadolu Agency zeigt, stimmten in der Stichwahl zwischen Erdoğan und Kılıçdaroğlu fast 60 Prozent für den Amtsinhaber. Im ersten Wahlgang waren es noch 57 Prozent. Während die Auslandstürk:innen in Ländern in Osteuropa, Asien, den Amerikas und Ozeanien mehrheitlich für Kılıçdaroğlu abstimmten, gaben die in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen oder Dänemark lebenden Türk:innen primär Erdoğan ihre Stimme. Auch in nordafrikanischen Staaten wie Ägypten und Marokko dominierte der alte und neue türkische Präsident das Wahlgeschehen. In Deutschland erreichte der türkische Regierungschef bei einer Wahlbeteiligung von rund 50 Prozent 67 Prozent der insgesamt 757.000 gültigen Stimmen.
Durch eine Verfassungsreform von 2017 wandelte sich das politische System in der Türkei von einer parlamentarischen zu einer Präsidialergierung. Der Sieg Erdoğans und der rechtsextremen MHP im dafür nötigen Referendum gilt bis heute als umstritten. Sowohl die damalige Oppostion als auch unabhängige Wahlbeobachter:innen gehen von einem Wahlbetrug aus, laut der Venedig-Kommission des Europarats sei durch die Änderung ein Umbau der Türkei in ein "persönliches Regime" möglich gemacht worden.