Die Internationale Energieagentur IEA hat einen Zehn-Punkte-Plan zur Reduzierung der europäischen Gas-Importe aus Russland vorgelegt. Damit könnte die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen zeitnah verringert werden. Wie die Statista-Grafik auf Basis dieses Plans zeigt, können die jährlichen Importe durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen bis Ende kommenden Jahres von 155 Milliarden Kubikmeter auf schätzungsweise 77 Milliarden Kubikmeter reduziert werden. Dies entspräche einem Rückgang von knapp der Hälfte.
Die größten Einsparungen ließen sich laut IEA erzielen, indem mehr Gas aus alternativen Quellen importiert wird, etwa aus Piplines aus Aserbaidschan und Norwegen. Ein größerer Teil der Importe könnte auch eingespart werden, indem bestehende Importverträge am Ende des laufenden Jahres nicht verlängert werden. Neben einer verstärkten Nutzung von Bio- und Kernenergie könnten außerdem die Verbraucher kräftig dabei helfen, die Importe zu drosseln: Schätzungen der IEA zufolge könnte der Gasbedarf durch ein Herunterdrehen des Heizungs-Thermostats für die Gebäudeheizung um nur ein Grad Celsius um etwa 10 Mrd. Kubikmeter pro Jahr reduziert werden.
Der Plan der IEA enthält noch weitere Punkte zur Reduzierung der Gas-Importe aus Russland. Diese sind in der Grafik jedoch nicht aufgeführt, da sie mit keiner konkreten Einspar-Summe beziffert worden sind. Hierzu zählt unter anderem der Ausbau der Gasspeicher. Er spielt der IEA zufolge eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung saisonaler Nachfrageschwankungen und der Absicherung gegen unerwartete Ereignisse wie Nachfragespitzen oder Angebotsengpässe, die Preisspitzen verursachen. Die Bedeutung der durch Gasspeicherung erzielten Versorgungssicherheit sei in Zeiten geopolitischer Spannungen besonders groß.
Diese Statista-Grafik zeigt auf Basis von Daten der Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden, wie stark einzelne Länder davon betroffen wären. Vollständig bzw. nahezu vollständig von russischen Gasliegerungen abhängig sind demzufolge Nordmazedonien, Bosnien und Herzegowina, Moldawien, Finnland und Lettland. Deutschland ist gemessen am inländischen Gasverbrauch zu 49 Prozent von russischem Gas abhängig. Auch Italien, Polen und Frankreich beziehen größere Mengen Gas aus Russland.