Ob bei der Berufstätigkeit, der Gesundheit, im Sozialeben oder bei der Gestaltung der Freizeit, in vielen Bereichen des Lebens zeigen sich Unterschiede zwischen Frauen und Männern in der Schweiz. Die Gründe für diese Unterschiede können vielfältig sein und sowohl biologische, als auch gesellschaftliche und soziale Ursachen haben. Die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern ist seit einer erfolgreichen Volksinitiative im Jahr 1981 in der Schweizer Bundesverfassung verankert. Wie die Beispiele im folgenden Text zeigen, ist diese Gleichstellung allerdings noch nicht vollständig erreicht und in Teilen der Schweizer Gesellschaft sind klassische Rollenbilder weiterhin weit verbreitet.
Demografie
In der Schweiz
leben rund 4,3 Millionen Männer und knapp 4,4 Millionen Frauen. Die durchschnittliche
Lebenserwartung von in der Schweiz im Jahr 2020 geborenen Frauen liegt mit 85,3 Jahren fast 4 Jahre höher als jene der im selben Jahr geborenen Männer. Laut
Prognosen des Schweizer Bundesamtes für Statistik wird auch in den folgenden Jahrzehnten ein Unterschied bei der Lebenserwartung bestehen bleiben, wenn auch dieser immer weiter abnimmt.
Bildung
Bei der Betrachtung des
Bildungsstands der Schweizer Wohnbevölkerung zeigt sich, dass ein größerer Anteil der Männer eine höhere Berufsbildung oder ein Hochschulstudium absolviert hat als Frauen. Dies könnte sich in der Zukunft umkehren, da gegenwärtig sowohl an
Universitäten als auch an
Fachhochschulen die Zahl der Studentinnen schon seit vielen Jahren jene der Studenten überwiegt. Schaut man sich die einzelnen
Fachbereiche an, werden Geschlechterunterschiede bei der Wahl des Studienganges sichtbar: Bei den technischen Wissenschaften liegt das Verhältnis von Männern zu Frauen an Universitäten bei rund 2,1 zu 1. Bei den Geistes- und Sozialwissenschaften ist das Verhältnis hingegen fast umgekehrt.
Beruf und Karriere
Nicht nur die
Erwerbsquote der Männer in der Schweiz liegt mit 72,7 Prozent mehr als 10 Prozentpunkte höher als die der Frauen. Auch hinsichtlich der Arbeitszeiten besteht ein deutlicher Unterschied: Während 2021 nur 18,2 Prozent der Männer in
Teilzeit arbeiteten, waren es bei den Frauen 58,6 Prozent. Dieser Zustand begründet sich in großen Teil durch die weit verbreitete Arbeitsteilung in Familien bzw. bei Paaren, bei welcher der Mann primär für das Einkommen verantwortlich ist und die Frau mehr Zeit in den Haushalt und die Kinderbetreuung investiert.
Einkommen und Finanzen

Auch wenn sich der
Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern in der Schweiz in den vergangenen Jahren immer weiter verringert hat, war der Median des monatlichen Bruttostundenverdienstes von Frauen in der Schweiz um 10,8 Prozent niedriger als jener der Männer. Dieser geschlechterspezifische Lohnunterschied lässt sich nur teilweise durch strukturelle Besonderheiten und unterschiedliche Tätigkeiten von Frauen und Männern erklären. Anteilig arbeiten beispielsweise mehr Frauen in Tieflohn-Branchen wie etwa dem Gastgewerbe oder im Detailhandel. Ein anderer Teil der Lohnungleichheit ist der Lohndiskriminierung geschuldet, wenn also Frauen und Männer für eine gleichwertige Arbeit ungleich entlohnt werden.
Als Folge dieser Lohnunterschiede haben Frauen in der Schweiz im Durchschnitt auch geringere
Rentenansprüche. Die geringere Finanzkraft von Frauen kann zu einer finanziellen Abhängigkeit vom Partner führen. Bei einer Anfang 2021 durchgeführten Umfrage gaben 27 Prozent der Frauen, die entweder nur bis zu 50 Prozent erwerbstätig sind oder aufgrund von Familienarbeit bzw. Hausarbeit gar keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, an, sich
aus finanziellen Gründen keine Trennung von ihrem Lebenspartner erlauben zu können.
Familie und Kinder
Die Umfrageergebnisse einer weiteren Befragung aus dem Jahr 2021 zeigen jedoch auch, dass sich sowohl Frauen als auch Männer mehrheitlich eine
innerfamiliäre Arbeitsteilung wünschen, bei der beide Partner in Teilzeit arbeiten. Gegenwärtig besteht bei vielen Paaren jedoch eine ungleiche Aufteilung bei Erwerbstätigkeit und Haus- bzw. Familienarbeit: Konträr zum im Durchschnitt geringeren beruflichen Arbeitsvolumen wenden Frauen mit 28,7 Stunden pro Woche mehr
Zeit für Haus- und Familienarbeit auf als Männer (19,1 Stunden).
Umfrageergebnisse zur Geschlechtergleichstellung
Befragt man die Schweizer Wohnbevölkerung nach dem
Stand der Gleichstellung der Geschlechter in der Schweiz, so sieht eine Mehrheit vor allem in den Führungsetagen von Unternehmen noch einen weiten Weg bis zur Geschlechtergleichstellung. Nach ihrer persönlichen Erfahrung gefragt, gaben in einer weiteren Befragung rund 33 Prozent der Frauen an, sich
aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt zu fühlen, während bei den Männern nur etwa 17 Prozent laut eigener Aussage von Geschlechterdiskriminierung betroffen sind. Bei der Einschätzung zum
Ausmaß des Sexismus-Problems in der Schweizer Gesellschaft gibt es zwischen den Geschlechtern unterschiedliche Meinungen: 68 Prozent der Frauen sehen das Problem als eher bzw. sehr groß an, während 62 Prozent der Männer das Ausmaß von Sexismus in der Schweiz als gering wahrnehmen.
Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Eine Gewähr für
die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht
übernommen werden. Aufgrund unterschiedlicher Aktualisierungsrhythmen
können Statistiken einen aktuelleren Datenstand aufweisen.