Innerhalb der Europäischen Union gab es im Jahr 2021 nur zwei Länder, deren öffentliche Investitionen in die Infrastruktur gemessen an ihrem Bruttoinlandsprodukt (BIP) geringer waren als die Deutschlands – Portugal und Irland. Der deutsche Staat investierte im Zeitraum von 2011 bis 2021 lediglich eine Summe, die zwischen 2,10 Prozent (2014) und maximal 2,69 Prozent (2020) des BIP betrug. Zum Vergleich: der EU-27-Schnitt lag 2021 bei 3,25 Prozent. Die relativ zum BIP höchste Summe investierten Ungarn, Estland, Lettland und Schweden. In den Investitionsdaten von Eurostat enthalten sind unter anderem Unterkünfte, Straßen, Brücken, Maschinen und Geräte, aber auch immaterielle Anlagen wie Computersoftware.
Die Volkswirtschaftsexperten Felix Rösel und Julia Wolffson sind der Ansicht, dass die geringen Investitionen Deutschlands sich weder durch ökonomische, fiskalische, demografische noch institutionelle Faktoren erklären lassen – auch nicht durch die Schuldenbremse. Sie kommen in ihrer Analyse aus dem Jahr 2022 zu dem Schluss, dass die „deutsche Investitionsschwäche zu einer chronischen Krankheit geworden zu sein scheint, für die andere Faktoren wie langwierige Planungsverfahren und Personalnot verantwortlich sein dürften“. Für eine Kurskorrektur könne es allerdings angesichts der sich zuspitzenden Fachkräfte- und Materialknappheit möglicherweise zu spät sein.