Fast fünfzig Prozent der laut Statistischem Bundesamt rund 178.000 untergebrachten Wohnungslosen in Deutschland sind seit mehr als zwei Jahren in den entsprechenden Einrichtungen. Darunter fallen sowohl Gemeindeverbände und gewerbliche Anbieter sowie freie Träger wie das Diakonische Werk oder die Caritas. Wie unsere Grafik zeigt, hat rund ein Drittel der Menschen ohne eigenen festen Wohnsitz, deren Zahl ohne mit aktivem oder abgelehntem Asylverfahren in Deutschland lebende Geflüchtete auf etwa 262.200 geschätzt wird, keine temporäre oder dauerhafte Bleibe.
Besonders auffallend ist die Tatsache, dass etwa ein Viertel aller in Einrichtungen einquartierten Wohnungslosen minderjährig ist. Laut einer im Februar 2022 durchgeführten repräsentativen Umfrage im Rahmen des Wohnungslosenbericht des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales besitzen 71 Prozent der Befragten die deutsche Staatsangehörigkeit, zwei Prozent sind als staatenlos kategorisiert.
Bei den in Einrichtungen erfassten Menschen zeigt sich ein anderes Bild, hier haben 69 Prozent keinen deutschen Pass. 16 respektive 11 Prozent der gesamten Wohnungslosen stammen aus den von Krieg und Konflikt betroffenen Ländern Syrien und Afghanistan, 12 Prozent aus afrikanischen Ländern und neun Prozent aus dem EU-Ausland. Während deutsche Wohnungslose häufig der Kategorie der Alleinstehenden zuzordnen sind, entfallen bei ausländischen Menschen ohne Unterkunft mit 44 Prozent fast die Hälfte auf Familien mit Kindern.
Besonders die Wintermonate stellen für Wohnungslose eine Gefahr dar. Laut der BAG Wohnunglosenhilfe erfroren im Winter 2020/2021 etwa 23 Menschen. Aber auch außerhalb der kalten Jahreszeit sind Menschen ohne eigene feste Unterkunft zunehmend Gewalt ausgesetzt. Der bereits erwähnten Umfrage zufolge haben mehr als die Hälfte aller Befragten Gewalt erfahren, davon waren 70 Prozent verbaler und 49 Prozent körperlicher Gewalt ausgesetzt.