Unter allen deutschen Spitzenpolitiker:innen, ist Annalena Baerbock am häufigsten Zielscheibe von Desinformationen auf sozialen Netzwerken. Eine Analyse des Kampagnen-Netzwerks Avaaz verdeutlicht, wie stark die deutsche Politik von Falschinformationen betroffen ist und hat dabei von Anfang des Jahres bis nach der Bundestagswahl rund 81 Desinformations-Narrative identifiziert, die zum Schaden von Politiker:innen und Parteien verbreitet wurden. Über ein Viertel dieser Narrative haben dabei Kanzlerkandidatin Baerbock getroffen. Über Angela Merkel wurden am zweithäufigsten Fake News auf Social Media verbreitet - etwa 16 Prozent zielen auf die amtierende Kanzlerin ab. Weitere Politiker in den Top 5 der am stärksten Betroffenen sind Armin Laschet, Markus Söder (beide 11 Prozent) und Karl Lauterbach (8 Prozent).
Die Verbreitung von Desinformationen hat mit dem Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021 deutlich zugenommen. Während Angela Merkel beispielsweise schon im ersten Quartal häufig Opfer von Fake News wurde, haben sich die Falschinformationen zu Baerbock erst mit Bekanntgabe ihrer Kandidatur im April forciert.
Laut einer Umfrage von YouGov haben mehr als die Hälfte der Deutschen dieses Jahr mindestens einmal eine Falschnachricht über Annalena Baerbock gelesen. Fernsehen und die Mainstream Medien wurden dabei als die zwei Spitzenkanäle der Falschinformationen identifiziert. Platz drei belegt Facebook, obwohl der Konzern versprochen hatte, verstärkten Fokus auf die Kontrolle von Falschinformationen während der Bundestagswahl zu legen.
Der Blick auf die Parteien zeichnet ein ähnliches Bild. Hier nehmen rund 44 Prozent der Desinformations-Narrative die Grünen ins Visier, etwa 36 Prozent zielen auf die Union und die SPD ist von 17 Prozent betroffen. Dass die SPD den Wahlsieg geholt hat, liegt sicherlich auch an Olaf Scholz. Der Kanzlerkandidat hat in der Öffentlichkeit nur wenig Angriffsfläche geboten und ist zudem erst relativ spät im Wahlkampf zum Top-Kandidaten avanciert. Er taucht in der Liste der Poltiker:innen, die Opfer von Desinformations-Kampagnen wurden gar nicht auf.