Die Kinder- und Jugendhilfe ist in Deutschland im Wesentlichen im achten Sozialgesetzbuch verankert. Sie dient in ihrem Kern der Förderung und dem Schutz junger Menschen, dem Abbau und Ausgleich von Ungleichheiten sowie der Unterstützung von Erziehungsberechtigten und Familien. So reicht das Aufgabenfeld von Kinderbetreuungsangeboten und Jugendarbeit über Kinder- und Jugendschutz sowie der Mitwirkung an familienrechtlichen Verfahren bis hin zu Freizeit-, Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Familien. Angebote offener und freier Träger wie Jugendämter sind Teil der rechtlich verankerten Hilfe für die Stand Ende 2023 insgesamt rund 14,3 Millionen
Einrichtungen und Ausgaben
Ende 2022 gab es in Deutschland insgesamt rund 10.700
Einrichtungen der Jugendhilfe, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen. Kindertageseinrichtungen sind hierbei nicht enthalten, obwohl sie einen wesentlichen Bestandteil des Sektors darstellen: Die
Ausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe beliefen sich im Jahr 2023 auf circa 71,9 Milliarden Euro, wovon etwa 46,9 Milliarden Euro auf den
Bereich der Kindertageseinrichtungen entfielen.
Kindeswohlgefährdung
Im Jahr 2023 wurden von den Jugendämtern in Deutschland rund 212.000
Verfahren zur Einschätzung der Kindeswohlgefährdung durchgeführt - ihre Zahl steigt seit Jahren kontinuierlich an. In circa 63.700 dieser Fälle wurde eine (akute oder latente)
Kindeswohlgefährdung festgestellt, was ebenfalls einen erneuten Höchststand bedeutete. Eine Kindeswohlgefährdung liegt in
Situationen vor, in denen eine erhebliche Schädigung des körperlichen, geistigen oder seelischen Wohls des Kindes / Jugendlichen bereits eingetreten oder mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten ist und diese Situation von den Sorgeberechtigten nicht abgewendet wird oder werden kann. Darüber hinaus kann die Einschätzung auch zu dem Schluss kommen, dass zwar eine direkte Gefährdung für das Kind nicht vorliegt, aber ein Hilfe- oder Unterstützungsbedarf besteht.
Familiengerichtliche Maßnahmen
Wird eine Kindeswohlgefährdung festgestellt, können die Familiengerichte in Zusammenarbeit mit den Jugendämtern
Maßnahmen zum Schutz der Betroffenen einleiten - im Jahr 2023 taten sie dies in rund 29.400 Fällen. Dabei gibt es
verschiedene Schutzmaßnahmen, von denen der
Sorgerechtsentzug besonders einschneidend ist: 2023 wurde den bisherigen Sorgeberechtigten in circa 15.400 Fällen das Sorgerecht ganz oder teilweise entzogen.
Inobhutnahmen zum Schutz junger Menschen
Eine besondere Aufgabe der Jugendämter besteht in der
Inobhutnahme von Minderjährigen, d.h. in der vorläufigen Unterbringung bei einer geeigneten Person, in einer geeigneten Einrichtung oder in einer anderen Wohnform - im Jahr 2023 wurden rund 215.000 junge Menschen
in einem Heim oder einer Pflegefamilie betreut. Die Inobhutnahme wird bei akuten Gefährdungslagen von Kindern und Jugendlichen umgesetzt, wenn das Kind oder der Jugendliche selbst darum bittet oder wenn
Minderjährige unbegleitet aus dem Ausland einreisen, was 2023 mit circa 39.300 von insgesamt etwa 74.600 Fällen der wichtigste
Anlass für eine Inobhutnahme war.
Adoptionen in Deutschland
Auch Adoptionsangelegenheiten gehören in Deutschland zum Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Denn bei der Adoption eines Kindes oder Jugendlichen handelt es sich um eine Maßnahme, die mit einschneidenden Veränderungen in der Lebenssituation und der Trennung von der leiblichen Mutter bzw. der Herkunftsfamilie verbunden sein kann. Sie stellt in diesen Fällen für den jungen Menschen allerdings auch die Chance dar, eine neue und auf Dauer angelegte Familienbindung einzugehen. Bei Adoptionen durch den neuen Partner / die neue Partnerin eines Elternteils, Stiefeltern oder nahe Verwandte hingegen wird häufig nur die rechtliche Konsequenz aus einer bereits bestehenden familiären Bindung gezogen. Im Jahr 2023 gab es in Deutschland insgesamt rund 3.600
Adoptionen von Kindern und Jugendlichen, womit ihre Zahl auf einen Tiefststand fiel.
Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Eine Gewähr für
die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht
übernommen werden. Aufgrund unterschiedlicher Aktualisierungsrhythmen
können Statistiken einen aktuelleren Datenstand aufweisen.
