Nach der Insolvenz: Aktuelle Entwicklungen in der Signa Holding
Elbtower: Neues Wahrzeichen in Gefahr?
Eines der aktuell prominentesten Bauprojekte aus der Prime Selection Sparte der Signa Real Estate ist der Hamburger Elbtower. Der aktuell im Bau befindliche Tower soll nicht nur den Abschluss des Projektes HafenCity darstellen, sondern mit geplanten 245 Metern auch das derzeit höchste Gebäude in Hamburg um mehr als 100 Meter überragen.Unter den zahlreichen Bewerbern setzte sich die Signa Holding gemeinsam mit dem renommierten Architekturbüro David Chipperfield mit ihrem Konzept durch und wurde von der HafenCity Hamburg GmbH mit dem Bau des Towers beauftragt. Im März 2022 erteilte die Stadt Hamburg die Gesamtbaugenehmigung und im Januar 2023 starteten bereits die Hochbauarbeiten am Elbtower. Ebendiese kamen mit dem Insolvenzantrag der Signa Holding im November 2023 vorerst zum Stillstand. Die Hamburger Stadtentwicklungsbehörde wies zuletzt darauf hin, dass zwischen der Stadt und der Signa Holding keine direkte Vertragsverbindung herrscht und das Projekt somit auch nicht unmittelbar von der Insolvenz des Unternehmens betroffen ist, da sich die Real-Estate-Tochter Signa Prime Selection trotz Holding-Insolvenz derzeit in keinem finanziellen Notstand befindet. Ob die für 2025 geplante Fertigstellung des Elbtowers durch die Entwicklungen in der Signa Holding beeinflusst wird, kann derzeit dennoch nicht mit Sicherheit bestätigt werden. Weitere Beteiligung am Projekt besteht derzeit seitens der Commerz Real, zudem erwägte die Kühne Holding einen Einstieg.
Galeria Karstadt Kaufhof: Warenhäuser in der Krise
Eine der bekanntesten Einzelhandelsketten der Signa Holding ist Galeria Karstadt Kaufhof. Die Warenhauskette ist im Jahr 2019/20 aus der Fusion von Galeria Kaufhof und Karstadt hervorgegangen. Bereits im Jahr 2013/14 hat Signa Karstadt übernommen. Die Übernahme von Galeria Kaufhof folgte im Jahr 2018. Insolvenzverfahren, Filialschließungen und Rettungspläne – seit Jahren befinden sich Galeria Kaufhof und Karstadt in einer Krise. Im Januar 2024 hat das gemeinsame Unternehmen bereits zum dritten Mal einen Insolvenzantrag innerhalb weniger Jahren gestellt - zuletzt wegen der Insolvenz des Mutterkonzerns Signa. Aber auch Galeria Karstadt Kaufhof schrieb in den vorherigen Geschäftsjahren rote Zahlen.KaDeWe-Group: Die bekanntesten Luxuswarenhäuser Deutschlands
Daneben gehören auch Premium- und Luxuswarenhäuser zur Signa Holding, wie das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg sowie das Oberpollinger in München, aber darüber hinaus auch die britische Selfridges Group. Seit dem Jahr 2015 hält die Signa Holding einen Anteil von 49,9 % an The KaDeWe-Group GmbH, zu dem auch das Alsterhaus und das Oberpollinger gehört. Die verbliebenen 50,1 Prozent liegen bei der thailändischen Central Group. Zuvor gehörten diese drei Warenhäuser mit gehobenem Sortiment und Luxusartikeln zu Karstadt. Michael Peterseim, CEO der KaDeWe-Group, versicherte zunächst, dass die Zukunft der Warenhäuser gesichert sei. Doch auch die KaDeWe Group Ende Januar 2024 in die Insolvenz, um den überhöhten Mietlasten durch SIGNA zu entkommen, welche laut Aussagen von Peterseim das Geschäft der Luxuswarenhäuser unprofitabel mache.SportScheck: Ist der Sporthändler noch zukunftsfähig?
Der Sporthändler Sportscheck wanderte Ende des Jahres 2019 von der Otto Group zu Galeria Karstadt Kaufhof und bereicherte Signas Handelsgeschäft damit um rund 1.300 Mitarbeiter und 300 Mio. Euro Jahresumsatz. Mit der Insolvenz des Mutterkonzerns rutschte auch der Sporthändler in die Zahlungsunfähigkeit. Bereits im Oktober teilte der britische Sport- und Modehändler Frasers mit, eine „verbindliche Vereinbarung“ mit der Signa Retail Department Store Holding GmbH zur Übernahme von SportScheck getroffen zu haben. Das Unternehmen will gemeinsam mit SportsDirect die 34 Filialen übernehmen, die zuletzt rund 350 Mio. EUR Umsatz machten. Es ist nach diesem Stand davon auszugehen, dass die verbleibenden SportScheck-Stores in Sports Direct-Filialen umbeflaggt werden. Auch wenn SportScheck in Deutschland zu den bekannteren Online-Shops im Bereich Sport & Outdoor gehört, wurde der Händler bereits in den letzten Jahren von der Konkurrenz mit besserer Online-Präsenz (Beispiel Decathlon) und niedrigeren Preisen vom Markt gedrängt, während sich Sportscheck auf die Customer Experience im stationären Handel fokussierte.Wer gehört noch zur SIGNA-Gruppe?
Vereinfacht wird die SIGNA Holding in die zwei Sparten Real Estate und Retail aufgeteilt. Die Holding steht jedoch noch mit zahlreichen anderen Gesellschaften in Verbindung, wie beispielsweise der SIGNA Delta GmbH & Co. KG, der SIGNA Tango GmbH & Co. KG und der SIGNA Funds Holding GmbH.SIGNA Real Estate
- Die SIGNA Prime Selection AG ist das Flaggschiff im Immobiliensegment der Holding. Sie fokussiert sich auf außergewöhnliche Immobilien in Innenstadtlage – darunter das Goldene Quartier in Wien, die KaDeWe-Gruppe mit dem Alsterhaus und Oberpollinger und zuletzt der Elbtower in Hamburg – und galt damit als eine der größten Immobiliengesellschaften Europas. Ende Dezember 2023 stellte die AG einen Insolvenzantrag.
- Im Fokus der SIGNA Development Selection AG steht die Investition in Bürogebäude, Wohnanlagen, Flächen im Einzelhandel und Hotels. Nach letzten Unternehmensangaben verfügte die AG zuletzt über eine Bilanzsumme von 4,6 Milliarden Euro. Der Insolvenzantrag der Development Selection folgte einen Tag nach jenem der Prime Selection.
- Mit der SIGNA RFR US Selection AG brachte die Holding durch einen Zusammenschluss mit der RFR Holding, hinter welcher die Immobilieninvestoren Aby Rosen und Michael Fuchs stehen, ihr Prime Selection-Konzept in die Staaten. Vom prestigeträchtigen Chrysler-Building, welches die AG 2019 sanierungsbedürftig für 150 Millionen US-Dollar gekauft hatte, muss sich SIGNA infolge der Insolvenz nun trennen.
- Ganz dem Luxussegment des Hotelgewerbes verschrieben hat sich SIGNA Luxury Hotels. Zum Portfolio zählen unter Anderem das Hotel Bauer Palazzo im Zentrum Venedigs, das Chalet N in Lech am Arlberg sowie das Park Hyatt Vienna. Inwiefern die Häuser von der SIGNA-Insolvenz betroffen sind, ist nach letztem Stand noch unklar.
SIGNA Retail
- Das Herz der SIGNA Premium stellt die KaDeWe Group mit ihren Premiumwarenhäusern in Berlin (KaDeWe), München (Oberpollinger) und Hamburg (Alsterhaus) dar, an der seit März 2023 auch die thailändische Central Group Anteile hält. Ende Januar 2024 stellte die KaDeWe-Gruppe beim Amtsgericht Charlottenburg in Berlin einen Insolvenzantrag.
- Im Gegensatz zu Tennis Point – welcher vollständig an Investor Orlando Capital überging - und SportScheck überlebten die Stores der Internetstores GmbH der SIGNA Sports United die Insolvenz der Holding nicht. Für Fahrrad.de, ProBikeShop und Co. konnten sich keine Käufer finden. Betroffen seien rund 600 Mitarbeiter.
- Die Bereiche SIGNA Home & Lifestyle mit dem Möbelhaus kikaLeiner und SIGNA Food & Restaurant, zu der die Karstadt-Restaurants zählen, konnten bereits verkauft werden.