In nur drei EU-Staaten ist Sexarbeit grundsätzlich verboten und sowohl Freier:innen als auch Sexarbeiter:innen machen sich strafbar, während Frankreich, Schweden und Irland dem nordischen Modell folgen, das lediglich Käufer:innen von Sexarbeit kriminalisiert. Wie unsere Grafik zeigt, haben die restlichen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ein lockereres Verhältnis zu Sexarbeit.
In Ländern wie Österreich, Deutschland und den Niederlanden gelten Sexarbeiter:innen beispielsweise als normale Erwerbstätige. Seit Verabschiedung des Prostitutionsgesetz am 1. Januar 2002 ist Prostitution Teil des Dienstleistungssektors, Arbeitnehmer:innen können sich offiziell registrieren und sind sowohl steuerpflichtig als auch sozialversicherungsbezugsberechtigt. Trotz der Entkriminalisierung haben sich die Arbeitsumstände von Sexarbeiter:innen laut einer Untersuchung der Bundesregierung aus dem Jahr 2007 allerdings nur bei 35 Prozent der Befragten verbessert. In den Niederlanden fand die Legalisierung von Prostitution im Oktober 2000 statt und ermöglichte den Dienstleister:innen nicht nur geregelte Rahmenbedingungen für ihre Arbeit, sondern auch den Gewerkschaftsbeitritt. Im Vorfeld der Legalisierung durchgeführte Umfragen in der Bevölkerung zeigten eine deutliche Zustimmung zur Entkriminalisierung von Bordellen und der Auffassung, dass Sexarbeit eine reguläre Arbeitsform sei.
Obwohl Prostitution bereits seit der Antike existiert, ist das Thema nicht nur am Internationalen Tag gegen Gewalt an Sexarbeiter:innen, der jedes Jahr am 17. Dezember begangen wird, umstritten. Organisationen wie die European Sex Workers' Rights Alliance oder das Global Network of Sex Work Projects verurteilen Menschenhandel, stehen aber gleichzeitig für die Forderungen von freiwilligen Sexarbeiter:innen ein, die Praxis zu entstigmatisieren und den Beteiligten die Kontrolle über ihre eigenen Körper und Einkommen zu geben. Einige Menschenrechtsgruppierungen und feministische Initiativen halten eine komplette Kriminalisierung mindestens der Freier:innen für den besten Weg, Menschenhandel entgegenzuwirken.