Bundestagswahl: SPD-Direktkandidaten konnten Grüne- und Linke-Wähler nicht überzeugen
Der Bundeswahlleiter hat in dieser Woche detaillierte Analysen zur zurückliegenden Bundestagswahl vorgestellt. Eine Erkenntnis: Ältere Wähler bestimmen zunehmend den Wahlausgang. Interessant jedoch auch die Analyse zum Stimmensplitting, die unsere Grafik visualisiert:
Einige Lesebeispiele: Fast 90 Prozent der Wähler, die der CDU ihre Zweitstimme gaben, wählten mit der Erststimme auch den CDU-Direktkandidaten. Bei denjenigen, die mit ihrer Zweitstimme die FDP unterstützen, votierte die Mehrheit jedoch nicht für einen FDP-Direktkandidaten, sondern für einen Vertreter der Union. Anders die Grünen-Wähler: Sie votierten zwar auch in großen Teilen für Direktkandidaten des größeren Wunschkoalitionspartners SPD, eine größere Zahl von ihnen entschied sich jedoch, auch mit der Erststimme grün zu wählen.
Die Gründe dafür sind sicher in mehreren Punkten zu suchen. So warb die FDP explizit um Zweitstimmen. Möglich, dass einige ihrer Wähler eigentlich eher dem Unions-Wählerkreis zuzurechnen sind. Bei den Grünen dürfte sowohl eine zunehmende Distanz zur SPD als auch gewachsenes Selbstvertrauen eine Rolle spielen. Immerhin gelang es den Grünen – im Gegensatz zur FDP – Direktmandate sogar zu gewinnen und in weiteren Fällen nur knapp daran zu scheitern. Für die SPD-Kandidaten ist dies jedoch ein Problem. Während die CDU- und CSU-Konkurrenten häufig auch auf die Stimmen der FDP-Wähler zählen können, haben sie im linken Lager starke Konkurrenz durch die Direktkandidaten der Grünen und Linken, die offenbar ihre Wähler oftmals überzeugen können, ihrer Partei beide Stimmen zu geben.