Staatsverschuldung in den EU-Ländern 1. Quartal 2023
Europäische Union: Entwicklung der Staatsverschuldung 2023
Trotz der wirtschaftlichen Verwerfungen, die durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hervorgerufen wurden und den weiterhin bestehenden Belastungen im internationalen Warenverkehr durch die globale Corona Pandemie, ist die Schuldenquote der Europäischen Union im ersten Quartal 2023 sowohl gegenüber dem Vorquartal (Q4 2022) als auch gegenüber dem Vorjahresquartal (Q1 2022) deutlich gesunken.Konjunkturprognosen unterliegen aufgrund der Vielzahl relevanter Variablen stets laufenden Korrekturen und Anpassungen. Dies trifft um so mehr in Hinblick auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu, deren ökonomischer impact bereits besser zu berechnen ist als noch in den ersten zwei Jahren der Pandemie 2020 und 2021, aber dennoch Revisionen unterliegen wird.
Mit dem Brexit und den Sanktionen gegen Russland sind zwei weitere Faktoren im Spiel, deren Ausgang die Weltwirtschaft und im Zuge dessen auch die staatlichen Schuldenquoten, negativ beeinflussen können. Wie weitreichend und langfristig Ereignisse dieser Art die nationalen Haushalte beeinflussen können, hat u.a. die internationale Banken- und Finanzkrise von 2008 gezeigt. Insgesamt sank die Schuldenquote in EU und Euro-Zone zwar seit 2015, das Vorkrisenniveau wurde aber noch lange nicht erreicht. Dies trifft insbesondere zu, wenn nicht die EU als Ganzes, sondern einzelne Länder in den Fokus gerückt werden, die besonders stark betroffen waren.
Die Europäische Kommission reagierte bereits am 20. März 2020 auf die aufkommende Krise, indem die Defizitkriterien (Konvergenzkriterien, Maastricht-Kriterien), wie die maximal erlaubte jährliche Neuverschuldung in Höhe von maximal drei Prozent des nationalen BIP, sowie die Begrenzung der nationalen Schuldenquote auf unter 60 Prozent des jeweiligen BIP, außer Kraft gesetzt wurden.
Staatsverschuldung
Die Staatsverschuldung wird in absoluter Höhe der Landeswährung ausgedrückt.Die Schuldenquote/Staatsschuldenquote bezeichnet das Verhältnis der Staatsverschuldung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Übersteigen die Staatsausgaben die Staatseinnahmen, wird dies als Haushaltsdefizit bezeichnet (Gegenteil: Haushaltsüberschuss).
Der Staat benötigt Fremdkapital, um die Mehrausgaben finanzieren zu können. Dieses Fremdkapital versucht sich der Staat über die Ausgabe von Staatsanleihen am Kapitalmarkt zu leihen. Staatsanleihen sind verzinste Wertpapiere. Die Höhe der Verzinsung wird maßgeblich durch die Bonität (Kreditwürdigkeit) des Staates bestimmt. Die Kreditwürdigkeit wird von Ratingagenturen eingeschätzt, die den Staaten Bonitätsnoten verleihen. Je zuverlässiger der jeweilige Staat von den Ratingagenturen eingeschätzt wird, desto höher ist sein Bonitätsranking und folglich desto geringer die Verzinsung seiner Wertpapiere (Je sicherer die Anlage, desto geringer die Verzinsung).