Staatsverschuldung in den EU-Ländern 3. Quartal 2020
Corona-Update: Drastische Neuverschuldung prognostiziert
Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU-27)¹ sind im dritten Quartal 2020 mit rund 12,04 Billionen Euro verschuldet. Die aktuellen Prognosen der Europäischen Kommission vom European Economic Forecast Autumn 2020 sind, im Kontext der Corona-Pandemie, der damit verbundenen Weltwirtschaftskrise und schließlich einer massiven Neuverschuldung der Nationalstaaten, ein erster Ansatzpunkt. Für das gesamte Jahr 2020 wird eine Erhöhung der Staatsschuldenquote in der EU von 79,2 Prozent auf 93,9 Prozent erwartet.Seriöse Prognosen über die zukünftige Höhe der Schuldenlast in den EU-Staaten sind zum jetzigen Zeitpunkt kaum möglich, da auch mögliche weitere Infektionswellen und deren Folgen nicht kalkulierbar sind. Die Unsicherheit an den Märkten zeigte sich auch am drastischen Anstieg des Euro Break-up Index im April und dem ebenso schnellen Absinken auf das Vorkrisenniveau.
Die Europäische Kommission reagierte bereits am 20. März 2020 auf die aufkommende Krise, indem die Defizitkriterien (Konvergenzkriterien, Maastricht-Kriterien), wie die maximal erlaubte jährliche Neuverschuldung in Höhe von maximal drei Prozent des nationalen BIP, sowie die Begrenzung der nationalen Schuldenquote auf unter 60 Prozent des jeweiligen BIP, außer Kraft gesetzt wurden.
Staatsverschuldung
Die Staatsverschuldung wird in absoluter Höhe der Landeswährung ausgedrückt.Die Schuldenquote/Staatsschuldenquote bezeichnet das Verhältnis der Staatsverschuldung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Übersteigen die Staatsausgaben die Staatseinnahmen, wird dies als Haushaltsdefizit bezeichnet (Gegenteil: Haushaltsüberschuss).
Der Staat benötigt Fremdkapital, um die Mehrausgaben finanzieren zu können. Dieses Fremdkapital versucht sich der Staat über die Ausgabe von Staatsanleihen am Kapitalmarkt zu leihen. Staatsanleihen sind verzinste Wertpapiere. Die Höhe der Verzinsung wird maßgeblich durch die Bonität (Kreditwürdigkeit) des Staates bestimmt. Die Kreditwürdigkeit wird von Ratingagenturen eingeschätzt, die den Staaten Bonitätsnoten verleihen. Je zuverlässiger der jeweilige Staat von den Ratingagenturen eingeschätzt wird, desto höher ist sein Bonitätsranking und folglich desto geringer die Verzinsung seiner Wertpapiere (Je sicherer die Anlage, desto geringer die Verzinsung).