Auf den Agrarflächen in Deutschland nimmt der Futtermittelanbau eine zentrale Stellung ein: Auf rund 60 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland wird Futter für die hiesigen Nutztiere angebaut – zum einen in Form von Grünlandnutzung und zum anderen in Form des Anbaus von Futterpflanzen. Kein Wunder, denn die über 200 Millionen
bedürfen einer regelmäßigen bedarfs- und artspezifischen Ernährung. Die meisten tierhaltenden Betriebe sind dabei bemüht, den Großteil des Bedarfs an Futtermitteln selbst anzubauen. In der Futtermittelbranche werden verschiedenen Arten von Futtermittel unterschieden, wie Rau-, Kraft- oder Saftfutter, ebenso wie Einzel- oder Mischfutter.
Insgesamt lag die
Herstellung von Mischfutter zuletzt bei über 21,8 Milliarden Tonnen. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Produktionsmenge leicht gesunken. Demgegenüber ist die
Anzahl der Betriebe und die
Anzahl der Beschäftigten zuletzt gestiegen. Zu einigen der namhaften
Anbieter und Hersteller von Tiernahrung in Deutschland gehören Agravis, BayWa, Milkivit und Josera.
Aus welchen Rohstoffen werden Futtermittel hergestellt?
Die deutsche Fleischbranche ist vor allem durch die Schweinehaltung geprägt. Dementsprechend landet der Großteil der Mischfuttermittel in der
Haltung von Schweinen. Futtermittel können beispielsweise aus Getreide wie Weizen, Ölsaaten wie Raps oder Soja, sowie Gras oder Zuckerrübenschnitzel bestehen. Für die Herstellung von Mischfuttermitteln werden in Deutschland jedoch primär die
Rohstoffe Getreide sowie Ölsaaten (Ölkuchen- und schrote) genutzt. Unter den
Getreidesorten sind dabei Weichweizen und Mais die wichtigsten Rohstoffe. Knapp 30 Prozent des
Weichweizens und 72 Prozent des
Körnermaises kommen als Futtermittel zum Einsatz. Unter den Ölsaaten sind wiederum vor allem Raps sowie Soja die wichtigsten Agrarprodukte in der Futtermittelherstellung. Diese Rolle von Getreide und Ölsaaten in der Futtermittelindustrie hat immer wieder die „Teller vs. Trog vs. Tank“-Debatte befeuert, die die mögliche Flächenkonkurrenzproblematik bei der Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln sowie nachwachsenden Rohstoffen für Biosprit adressiert.
Eiweißlücke: Importabhängigkeit bei eiweißhaltigen Futtermitteln
Einen Großteil der Futtermittel, wie Futterweizen und Gras, kann die deutsche Landwirtschaft aufgrund einer positiven Selbstversorgungslage im eigenen Land herstellen. Deutschland
exportiert sogar mehr Futtermittel für Nutztiere als es importieren muss. Die
wichtigsten Abnehmerländer von deutschen Futtermitteln sind die Niederlande, Polen und Dänemark. Anders sieht die Versorgungslage bei eiweißhaltigen Futtermitteln aus. Hier wird auch von einer „Eiweißlücke“ gesprochen: Bei Soja beispielsweise ist Deutschland auf Importe aus dem Ausland angewiesen. Auch wenn Soja mittlerweile
in Deutschland und anderen europäischen Ländern verstärkt angebaut wird, so ist die Bundesrepublik hierbei vor allem von
transatlantischen Importen aus den USA und Brasilien abhängig. Soja ist aufgrund ihres hohen Eiweißgehalts, ihrer Eiweißzusammensetzung sowie günstiger Weltmarktpreise besonders als Futtermittel begehrt. Vor allem für die Mast von Schweinen und Geflügel ist die Fütterung mit Soja zentral. Ziel der Eiweißpflanzenstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ist es daher, den Anbau von Hülsenfrüchten wie Soja und anderer, heimischer Eiweißpflanzen (z.B. Ackerbohne, Lupinen) zu fördern. Neben der Loslösung von Übersee-Abhängigkeiten spielen auch weitere ökologische Aspekte hierbei eine Rolle, wie etwa die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit durch den Anbau von Leguminosen (d.h. Hülsenfrüchte).
Ukraine-Krieg: Preisexplosion bei Futtermitteln 2022
Die
Erzeugerpreise für Futtermittel sind dabei im Jahr 2022 stark gestiegen – und zwar um überdurchschnittliche 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Entwicklung ist auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen. So ist die Ukraine als „Kornkammer Europas“ einer der wichtigsten
Anbau- und Exportländer von Getreide und
Ölsaaten. Die Ukraine gehört im Bereich Ölsaaten – anders als z.B. beim Weizen – auch zu den wichtigsten Lieferländern von Deutschland. Dieser Umstand und die generell angespannte Lage auf dem Weltmarkt für Getreide und Ölsaaten haben zu den Preissteigerungen bei Futtermitteln geführt. Im Laufe der Jahre 2022 und 2023 hat sich die Preissituation jedoch wieder – u.a. aufgrund der Schwarzmeer-Getreide-Initiative – allmählich entspannt.
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