Gesundheit im Alter in Deutschland
Der Alltag im Alter
Die drei häufigsten altersbedingten Einschränkungen bei Menschen ab 65 Jahren sind Harninkontinenz, Gedächtnisverschlechterung und ein Rückgang an Mobilität. Damit einher gehen häufig Alltagssituationen, die für die Betroffenen unangenehm sein können. Nach einem langen selbstständigen Leben, in dem man viele Probleme aus eigener Kraft lösen konnte, fällt es vielen Menschen im Alter schwer, Hilfe bei basalen Alltagsaktivitäten anzunehmen. Beispiele für basale Aktivitäten sind etwa Nahrungsaufnahme, Erheben oder Setzen und An- und Ausziehen, Toilettenbenutzung oder auch Körperhygiene. Rund 27 Prozent der Frauen und über 15 Prozent der Männer ab 80 Jahren gaben an, dass sie große Probleme bei der Ausführung entsprechender Tätigkeiten hätten oder dass es ihnen alleine gar nicht mehr möglich sei. Noch deutlich mehr Menschen dieser Altersgruppe hatten Probleme bei der Durchführung von instrumentellen Aktivitäten: Knapp die Hälfte der Frauen und rund 30 Prozent der Männer stießen bei der Zubereitung einer Mahlzeit, der Benutzung des Telefons oder auch bei der Einnahme von Medikamenten auf Schwierigkeiten. Für die Ältesten unserer Gesellschaft ist es daher teilweise unerlässlich, Unterstützung von der Familie oder von Pflegekräften zu erhalten. Bei basalen Einschränkungen würden sich rund 47 Prozent der Betroffenen mehr Unterstützung wünschen, bei instrumentellen Aktivitäten sind es über 28 Prozent. In Zukunft könnte sich der Wunsch nach mehr Unterstützung ausweiten, da die Gesellschaft im Durchschnitt immer älter wird und deshalb weniger Menschen dem Arbeitsmarkt und damit auch der Altenpflege zur Verfügung stehen. Laut Prognosen könnte bis 2050 die Anzahl an Pflegebedürftigen auf rund 6,5 Millionen Menschen steigen – im Vergleich zu 2020 ein Anstieg um rund 44 Prozent. Neben der Hilfe bei körperlichen Problemen bedarf es auch sozialer Unterstützung, um neben der physischen Gesundheit auch das psychische Wohlbefinden der Älteren zu fördern. In diesem Zusammenhang gaben über 24 Prozent der Frauen und über 18 Prozent der Männer ab 80 Jahren an, dass sie von ihrem Umfeld nur geringe soziale Unterstützung erfahren würden. In diesem Zuge kann jeder Einzelne den eigenen Großeltern oder älteren Verwandten in Form von sozialer Nähe helfen und durch das Gespräch mit ihnen den eigenen Horizont erweitern.Einsamkeit
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unter der Leitung von der Grünen-Politikerin Lisa Paus hat im Juni 2022 die Kampagne „Strategie gegen Einsamkeit“ ins Leben gerufen. Dabei soll Aufmerksamkeit für die Verbreitung von Einsamkeit in der Gesellschaft geschaffen werden, da gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels dieses Thema zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Vor allem ältere Menschen werden häufiger von Einsamkeitsgefühlen betroffen sein, weil die Größe des sozialen Umfelds abnimmt: Die Kinder leben mit den Enkeln in einer anderen Stadt und Freunde und Freundinnen sowie Partner oder Partnerinnen sind bereits verstorben. Ob sich jemand einsam fühlt, hängt jedoch noch von weiteren Faktoren ab und ist nicht mit sozialer Isolation gleichzusetzen. Der Deutsche Bundestag definiert Einsamkeit als Diskrepanz zwischen der gewünschten sozialen Beziehung und der tatsächlichen Art und Weise, wie diese besteht. Es ist also durchaus möglich, dass sich eine Person mit großem sozialem Netzwerk einsam fühlt, wenn das Bedürfnis nach sozialem Kontakt unzureichend befriedigt wird.Faktoren, die mit dem Auftreten von Einsamkeit korrelieren, sind Bildungsniveau, Gesundheitszustand sowie der Beziehungsstatus. Beim letzten Aspekt zeigt sich: Wer mit über 80 Jahren verheiratet ist oder in einer Partnerschaft lebt, leidet um ein Vielfaches seltener unter Einsamkeit. In Bezug auf die Bildung eines Menschen zeigen Erhebungen des RKI, dass mit höherer Bildung geschlechterübergreifend die Verbreitung von Einsamkeitsgefühlen abnimmt. Hinsichtlich des Gesundheitszustandes ist eine ähnliche Verteilung zu beobachten: Während knapp ein Viertel der älteren Frauen mit einer schlechten gesundheitlichen Verfassung unter Einsamkeit leidet, sind es bei den Frauen mit guter Gesundheit lediglich etwas mehr als acht Prozent. Bei den Männern ist die Verteilung vergleichbar, nur auf einem geringeren Niveau. Laut einer Prognose des Statistischen Bundesamtes könnte sich der Anteil der Bevölkerung, der über 65 Jahre alt ist, bis zum Jahr 2050 auf über 28 Prozent belaufen – aktuell liegt der entsprechende Anteil bei rund 22 Prozent. Vor diesem Hintergrund wird das Thema Gesundheit im Alter für immer weitere Teile der Bevölkerung relevant. Die "Strategie gegen Einsamkeit" der Bundesregierung ist deshalb zu begrüßen. Aus der generierten Aufmerksamkeit für dieses Thema müssen jedoch konkrete Maßnahmen folgen, um zukünftig das körperliche und psychische Wohlbefinden der Ältesten unserer Gesellschaft zu gewährleisten und zu befördern.