Statistiken zu Familienplanung, Kinderwunsch und Kinderlosigkeit
Familienplanung: Kinder oder keine Kinder?
Obgleich die Entscheidung, Kinder zu kriegen, sehr persönlich ist, werden besonders kinderlose Paare häufig nach ihrer Familienplanung gefragt. Und vor allem viele Frauen, ob mit oder ohne Partner:in, fühlen sich unter Druck gesetzt, Kinder zu bekommen. Auch in der heutigen Gesellschaft entspricht es der sozialen Erwartung, Eltern zu werden und es wird häufig vermittelt, dass im Kinderkriegen der hauptsächliche Lebenssinn besteht. Dabei ist der Kinderwunsch ein sensibles Thema, denn nicht jede:r kann oder möchte Kinder bekommen oder hat diesbezüglich schon eine Entscheidung getroffen.Im Jahr 2023 gab es in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren rund 40 Millionen Personen laut der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse, die es im Leben für ganz besonders wichtig hielten, Kinder zu haben. Einer Parship-Umfrage zufolge wünscht sich rund die Hälfte der kinderlosen Befragten zukünftig Nachwuchs. 28 Prozent der befragten Frauen gaben im Rahmen dieser Umfrage an, sich keine Kinder zu wünschen, während es bei den Männern elf Prozent waren.
Freude, mehr Erlebnisse, Weitergabe der eigenen Gene und ein tieferer Lebenssinn sind die häufigsten Argumente der Deutschen für das Kinderkriegen. Gleichzeitig sind die meistgenannten Gründe gegen das Kinderkriegen die Abhängigkeit, die Gebundenheit an Strukturen sowie die Verantwortung. 56 Prozent der Befragten nannten zudem das Argument der finanziellen Belastung. Die Gründe, sich für oder gegen Kinder zu entscheiden, sind vielfältig und die Entscheidung nicht immer eine leichte. Daher ist es naheliegend, dass sich junge Menschen oft noch unsicher sind, ob sie Kinder in die Welt setzen möchten. Im Jahr 2022 nannten 25- bis 34-jährige Deutsche unter anderem wirtschaftliche Unsicherheit, Kriege und Konflikte sowie die Klimakrise als Gründe für ihre Zweifel. Die Zahl der Geburten in Deutschland lag zuletzt bei rund 690.000 Neugeborenen. Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der Geburten um 27,2 Prozent.
Der Entschluss, Kinder zu bekommen, sollte bei jedem und jeder Einzelnen liegen und eine freie Entscheidung sein. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov aus dem Januar 2022 würden sich 39 Prozent der 18- bis 24-jährigen Eltern heute nicht nochmal dazu entscheiden, Kinder zu bekommen. Unter den über 55-Jährigen stimmten derweil 17 Prozent der Aussage "Wenn ich mich heute noch einmal entscheiden könnte, würde ich keine Kinder mehr bekommen wollen." zu. Über alle Altersklassen hinweg gaben nur 20 Prozent der Befragten an, dass sie es bereuen, Kinder bekommen zu haben.
Kinderlosigkeit - unerfüllter Kinderwunsch oder eigene Entscheidung?
Kinderlosigkeit, ob gewollt oder ungewollt, ist immer noch ein Tabuthema in der Gesellschaft. Die einen entscheiden sich mit Absicht, aus vielfältigen Gründen gegen Kinder, während andere häufig unter ihrer unbeabsichtigten Kinderlosigkeit leiden. Laut einer Erhebung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend waren rund 45 Prozent der Personen, die zum Befragungszeitpunkt keine Kinder hatten und zwischen 30 und 34 Jahre alt waren, ungewollt kinderlos. Währenddessen waren 55 Prozent der Befragten gewollt kinderlos. Unter den jüngeren Befragten (20 bis 24 Jahre) lag der Anteil der Personen mit unerfülltem Kinderwunsch bei 25 Prozent, während er bei den 35- bis 39-Jährigen 36 Prozent betrug. Ungewollte Kinderlosigkeit ist für die Betroffenen meistens mit viel Schmerz und zum Teil auch Scham behaftet, weswegen die Frage nach der Familienplanung nicht arglos gestellt werden sollte. Rund ein Drittel der befragten ungewollt kinderlosen Männer und 42 Prozent der kinderlosen Frauen berichten außerdem, dass Kinderlosigkeit in der Gesellschaft als Makel gilt und für jeweils rund ein Drittel bedeutet Kinderlosigkeit eine gesellschaftliche Abwertung.Familienplanung ist insgesamt ein sehr sensibles Thema und betrifft die persönlichen Lebensumstände und die Privatsphäre der Menschen: Fehlende Partner:innen, psychische und physische Probleme, angespannte finanzielle Situationen oder andere Lebensumstände können Personen an der Umsetzung ihres Kinderwunsches hindern.
Unterstützung bei der Umsetzung des Kinderwunsches
Besteht ein Kinderwunsch, der sich nicht ohne Weiteres umsetzen lässt, kann medizinische Hilfe erforderlich sein. Das Ausbleiben einer natürlichen Schwangerschaft muss nicht zwingend Kinderlosigkeit bedeuten. Es gibt einige Methoden, die dabei helfen können, schwanger zu werden. Laut einer Umfrage können sich 28 Prozent der befragten Frauen vorstellen, mithilfe einer künstlichen Befruchtung schwanger zu werden. 18 Prozent der Frauen können sich das Einfrieren von Eizellen vorstellen, um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Künstliche Befruchtung wird bei Menschen angewandt, um Einzelpersonen oder Paaren mit Kinderwunsch zu einem Kind (oder Kindern) zu verhelfen, den sie sich auf natürlichem Wege nicht erfüllen können oder wollen. Im Jahr 2021 wurden laut dem Deutschen IVF-Register deutschlandweit 21.066 In-vitro-Fertilisationen (IVF) durchgeführt. Die Option für eine Kinderwunschbehandlung ist auch von der finanziellen Situation abhängig, denn der Weg zu einem Kind über künstliche Befruchtung ist kostenintensiv und nicht alle Paare werden finanziell unterstützt. Verheiratete Ehepaare bekommen von allen gesetzlichen Krankenkassen die Hälfte der genehmigten Behandlungskosten einer künstlichen Befruchtung erstattet, allerdings nur unter einigen Bedingungen. Bei gleichgeschlechtlichen Paaren bezahlt die Krankenkasse die Behandlung nicht. Lesbische Paare erhalten in Bremen, Berlin, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Thüringen Zuschüsse vom Land. Auch unverheiratete Paare bekommen keinen Zuschuss durch die Krankenkasse.Eine andere Option ist die Adoption. Adoption ist per Definition die rechtliche Begründung eines Eltern-Kind-Verhältnisses zwischen dem Annehmenden und dem Kind ohne Rücksicht auf die biologische Abstammung. Bei der Adoption eines Kindes oder Jugendlichen handelt es sich häufig um eine Maßnahme, die mit einschneidenden Veränderungen in der Lebenssituation und der Trennung von leiblicher Mutter bzw. Herkunftsfamilie verbunden ist. Sie stellt in diesen Fällen für den jungen Menschen allerdings auch die Chance dar, eine neue und auf Dauer angelegte Familienbindung einzugehen. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland insgesamt 3.820 Kinder und Jugendliche adoptiert. Davon wurden zwei Drittel (69 Prozent) von ihren Stiefvätern oder Stiefmüttern angenommen. Die Adoption durch Stiefeltern oder nahe Verwandte ist häufig nur die rechtliche Konsequenz aus einer bereits bestehenden familiären Bindung. In den vergangenen Jahren ist vor allem der Anteil der Stiefkindadoptionen von Kindern im Säuglings- oder Kleinkindalter von unter 3 Jahren gestiegen: So belief sich der Anteil unter 3-jähriger Stiefkinder an allen Adoptivkindern im Jahr 2011 auf acht Prozent, zehn Jahre später lag er bei 63 Prozent. Insgesamt ist die Anzahl der Adoptionen in Deutschland in den letzten Jahren vorwiegend konstant geblieben, nachdem sie zwischen 1993 und 2009 deutlich zurückgegangen ist. Im Jahr 2021 war etwa jedes zweite adoptierte Kind in einem Alter von eins bis zwei Jahren.
Ungewollte Schwangerschaften - wann sind Abtreibungen straffrei?
Zu einer selbstbestimmten Familienplanung gehört auch das Recht auf Abtreibung (Schwangerschaftsabbruch). Der künstlich herbeigeführte Abbruch einer Schwangerschaft ist in Deutschland gemäß §218 Strafgesetzbuch (StGB) für alle Beteiligten strafbar und nur unter Einhaltung bestimmter Voraussetzungen straffrei: Zum einen, wenn die Betroffene den Vorgaben der sogenannten Beratungsregelung folgt und wenn der Schwangerschaftsabbruch innerhalb von 12 Wochen nach der Empfängnis erfolgt. Zum anderen, wenn medizinische oder kriminologische Indikationen vorliegen und wenn er innerhalb von 22 Wochen nach der Empfängnis erfolgt. Im Jahr 2022 wurden laut des Statistischen Bundesamtes in Deutschland rund 103.900 Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen. Seit den 2000er Jahren geht die Zahl der Abtreibungen stetig zurück. Der §219a StGB regelt das sogenannte „Werbeverbot“ für Schwangerschaftsabbrüche. Seit einer Gesetzesänderung 2019 dürfen Arztpraxen darüber informieren, dass sie diese durchführen, jedoch bleiben weitere Informationen, wie die Art der durchgeführten Abbrüche, weiterhin verboten. Im Jahr 2023 gab die aktuelle Bundesregierung bekannt, dass eine Kommission die Streichung des Schwangerschaftsabbruchs (Paragraf 218) aus dem Strafgesetzbuch prüfen soll.Falls Sie Fragen zu den Themen Schwangerschaft, Sexualität, Partnerschaft oder Eltern-sein haben, finden Sie bei pro familia umfangreiche Informationen und erhalten professionelle, vertrauliche Beratung.