Definition Statistik für Anfänger - Geschichte der Statistik

Schon in der Antike erstellten Regierungen erste Statistiken. Könige oder Kaiser wollten wissen, wie viel Geld die nächsten Steuererhebungen einbringen würden und wie viele Soldaten das Land im Kriegsfall stellen könne. Die ersten Beweise für solche Erhebungen lassen sich anhand von Tonscherben auf 3800 v. Chr. datieren. Im alten Babylon wurden also bereits vor fast 6.000 Jahren Volkszählungen durchgeführt. Im antiken Griechenland gab es neben Volkszählungen bereits laufende Aufzeichnungen über Getreideeinfuhr oder Verzeichnisse zollpflichtiger Waren. Im römischen Reich wurden seit dem sechsten Jahrhundert v. Chr. alle fünf Jahre Bevölkerungserhebungen durchgeführt.

Auch für die Statistik zogen danach dunkle Wolken auf – im Mittelalter gab es in Europa kaum noch systematische Erhebungen abseits von Weinbergsverwaltung und Familienregistern der Klöster und Kirchen. Erst mit dem Merkantilismus wurden wieder in großem Stil Daten erhoben, um Staat und Wirtschaft erfolgreich zu lenken. Das Elementarste stand dabei im Mittelpunkt und folgerichtig gilt eine Sterbetafel des englischen Gelehrten John Graunt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts als ein Grundstein der modernen Statistik. Mit preußischer Disziplin sammelte 100 Jahre später Johann Peter Süßmilch demographische Daten Preußens und verfasste das Werk „Die Göttliche Ordnung in den Verhältnissen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen“. In seiner mehrbändigen Abhandlung stellt Süßmilch Maßnahmen für ein stärkeres Bevölkerungswachstum vor. Erinnert Sie die Zielsetzung an aktuelle Diskussionen?

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hatte der italienische Gelehrte Gerolamo Cardano sich bereits über die Wahrscheinlichkeiten beim Glücksspiel Gedanken gemacht und begründet damit die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Dieser Meilenstein ist Ausgagnspunkt für den Belgier Adolphe Quételet. Er entdeckt im 19. Jahrhundert die Normalverteilung für menschliche Merkmale und führt die Statistik aus dem Schatten des Erbenszählens und Archivierens ins helle Licht von Analyse, Prognose und Vorhersage. Auf der Suche nach dem „Durchschnittsmann“ stellte der Belgier bei schottischen Soldaten fest, dass sich die Ergebnisse der Messungen des Brustumfangs in Form einer gaußschen Glockenkurve darstellen lassen. Die Werte sind nicht zufällig verteilt, sondern folgten einem mathematischen Muster. Auf dieser Erkenntnis bauen zahlreiche Methoden für Prognose- und Korrekturberechnungen in der Statistik auf, die wir hier aber nicht detailliert betrachten wollen. Nur soviel: Der Schritt war gemacht, aus der Befragung Weniger ein Ergebnis für Viele vorhersagen zu können. Die endgültige Professionalisierung als Wissenschaft mit mathematischen Methoden beginnt Ende des 19. Jahrhunderts und verbindet sich unter anderem mit Namen wie Pearson und Spearman, die heute noch für statistische Analyseformen stehen. Spätestens seit 1900 versteht sich die Statistik als wissenschaftliches Instrument zur Erfassung von gesellschaftlichen „Wahrheiten“, menschlichen Meinungen und Eigenschaften. Untersucht wird nicht mehr nur die Bevölkerung (bzw. deren Anzahl), sondern die ganze Gesellschaft in all ihren Facetten und Themen.

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