Taiwan (Republik China) Einführung
Der völkerrechtliche Status von Taiwan, das offiziell Republik China heißt, ist, anders als bei den ehemaligen europäischen Kolonien und jetzigen chinesischen Sonderverwaltungszonen (Special Administrative Region - SAR) Macau und Hongkong, höchst umstritten. Auf dem Weg Chinas zur Weltmacht mit der Jahrtausendwende hat der Konflikt zunehmend an Bedeutung gewonnen, den internationale Beobachter als einen der brisantesten geopolitischen Konfliktherde der nahen Zukunft bewerten.Taiwan: Daten zu Demografie und Bevölkerungsstruktur
Die Einwohnerzahl von Taiwan hat im Jahr 2021 geschätzt rund 23,5 Millionen Menschen betragen. Die Bevölkerungsentwicklung ist seit 2020 erstmals negativ, das Bevölkerungswachstum von Taiwan hat sich jedoch bereits seit Beginn der Datenaufzeichnung 1960 kontinuierlich verringert. Der Grund für den Rückgang der Gesamtbevölkerung von Taiwan ist, wie so oft, das Resultat aus der Kombination von geringer Fertilitätsrate und negativem Migrationssaldo:Die Einwohnerzahl geht zurück - Migration und Geburtenrückgang von Taiwan
Im Vergleich der Fertilitätsraten von China, Taiwan, Hongkong und Macau im Jahr 2021 verzeichnen die chinesischen Gebiete ebenfalls Fruchtbarkeitsziffern deutlich unter dem Bestanderhaltungsniveau von 2,1 Geburten je Frau. Taiwan ist keine Ausnahme und würde sich mit rund 1,07 Geburten je Frau zusammen mit Macau und Hongkong in der Rangliste der Länder mit der niedrigsten Fertilitätsrate weltweit in der Spitzengruppe eingruppieren. Taiwan ist daher zwingend auf Einwander:innen angewiesen, wenn die Bevölkerungszahl nicht stagnieren bzw. sinken soll. Der Migrationssaldo von Taiwan ist aber im Jahr 2020 erstmals seit 2001 negativ. Unterm Strich verlor der Inselstaat 2020 rund 33.978 Bürger:innen durch Auswanderung. Die positiven Migrationssalden der Vorjahre waren aber ebenfalls zu gering, um die niedrige Fertilitätsrate kompensieren zu können. Dass sich die Gesamtbevölkerung in den Vorjahren dennoch leicht erhöhte, ist der bis dato günstigen Altersstruktur von Taiwan geschuldet gewesen.
Für einen Inselstaat ist die hohe Bevölkerungsdichte von Taiwan mit rund 650,9 Einwohner:innen pro Quadratkilometer im Jahr 2020 nicht ungewöhnlich. Würde Taiwan als eigenständiger Staat gelistet werden, wäre er wiederum im Ranking der 20 Länder mit der höchsten Bevölkerungsdichte vertreten.
Die Hauptstadt Taipeh ist nicht die größte Stadt Taiwans
Sechs der zehn größten Städte Taiwans sind Millionenstädte. Xinbei (Neu-Taipeh) ist mit rund vier Millionen Einwohner:innen die größte Stadt Taiwans im Jahr 2021. Taipeh, die Hauptstadt und Regierungssitz, ist mit rund 2,6 Millionen Bürge:innen die viertgrößte Stadt von Taiwan.
Taiwan: Allgemeine Daten zu Wirtschaft und Staat
Das Bruttoinlandsprodukt von Taiwan ist im Jahr 2021 sprunghaft, auf geschätzt rund 785,6 Milliarden US-Dollar, gestiegen. Hierbei dürften nachfragebasierte globale Nachholeffekte für die exportorientierte taiwanische Wirtschaft eine Rolle gespielt haben. Wäre Taiwan als selbständiges Land anerkannt, würde es mit diesem BIP im Jahr 2021 erstmals in der Rangliste der größten Volkswirtschaften der Welt vertreten sein.Taiwan konnte bereits im ersten Jahr der Corona-Krise die Wirtschaftsleistung von rund 612,2 Milliarden US-Dollar (2019) auf rund 668,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 steigern, während viele andere Industriestaaten in dieser Zeit mit Konjunktureinbrüchen zu kämpfen hatten.
Krisengewinner Taiwan - hohes Wirtschaftswachstum in der Pandemie
Das Wirtschaftswachstum von Taiwan hat im Jahr 2020 rund 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr betragen. Im Jahr 2021 ist die Wirtschaft geschätzt um rund 5,9 Prozent gewachsen. Diese Wachstumsrate wird für Taiwan nicht reichen, um im Ranking der Länder mit den höchsten Wachstumsraten im Jahr 2021 vertreten zu sein. Hierbei gilt aber zu bedenken, dass die hohen Wachstumsraten vieler Volkswirtschaften im Jahr 2021 Nachholeffekte aufgrund des BIP-Einbruchs im Vorjahr beinhalten, dies bei Taiwan jedoch nur bedingt zutrifft.
Umgerechnet auf die Einwohnerzahl ergibt sich ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in Taiwan von geschätzt rund 33.402 US-Dollar im Jahr 2021. Taiwan ist eines der Länder mit dem höchsten BIP pro Kopf in Asien. Im Vergleich des BIP pro Kopf mit den chinesischen Sonderwirtschaftszonen Macau und Hongkong ist das BIP pro Kopf Taiwans zwar deutlich geringer, aber gleichzeitig auch fast dreimal so hoch im Vergleich zur Volksrepublik China.
Die Inflationsrate von Taiwan hat im Jahr 2021 geschätzt rund 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr betragen. 2020 war die Teuerungsrate mit rund -0,2 Prozent negativ, für 2022 wird die Inflationsrate in Taiwan auf stabile 1,5 Prozent prognostiziert.
Im abgelaufenen Jahr 2021 wurde die Arbeitslosenquote von Taiwan auf rund 3,8 Prozent geschätzt, für die kommenden Jahre wird ein leichter Rückgang auf rund 3,6 Prozent erwartet.
Mehr als jeder dritte Taiwaner arbeitet in der Industrie
Die Industrieproduktion ist für Taiwan von herausragender volkswirtschaftlicher Bedeutung: Rund 35,4 Prozent der Erwerbstätigen in Taiwan sind 2020 in der Industrie beschäftigt gewesen, rund 4,8 Prozent in der Landwirtschaft und rund 59,8 Prozent im Dienstleistungssektor. Zum Vergleich: In der Europäischen Union ist 2020 nur jeder Vierte in der Industrie beschäftigt gewesen, etwas mehr Erwerbstätige in der Industrie gibt es in der Volksrepublik China, wo rund rund 28 Prozent der Erwerbstätigen einen Industriearbeitsplatz haben. Der Blick auf die Anteile der Wirtschaftssektoren am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Taiwan, unterstreicht die Bedeutung der Industrie für die gesamte Volkswirtschaft. Mehr als 35 Prozent des taiwanischen BIP wird in der Industrie generiert.
Taiwan Außenhandel: Silicon Dragon - Hightech made in Taiwan
Das Gesamthandelsvolumen von Taiwan im Güterhandel hat im Jahr 2020 rund 631 Milliarden US-Dollar betragen. Taiwan exportierte 2020 Güter im Wert von rund 345,2 Milliarden US-Dollar und importiere im gleichen Zeitraum Güter im Wert von rund 285,8 Milliarden US-Dollar. Hieraus ergibt sich ein Handelsbilanzüberschuss von rund 59,4 Milliarden US-Dollar für 2020. Die Republik China ist somit im Jahr 2020 sowohl- in der Rangliste der größten Exportnationen weltweit (15. Platz)
- in der Rangliste der größten Importnationen weltweit (18. Platz)
- sowie in der Rangliste der Länder mit dem größten Handelsbilanzüberschuss weltweit (8. Platz)
Die Volksrepublik China ist Taiwans wichtigster Handelspartner
Trotz der ungeklärten Beziehung Taiwans zu China und der angespannten politischen und militärischen Konfliktlage, sollte die wirtschaftliche Verflechtung beider Länder miteinander nicht unterschätzt werden. Die Volkrepublik China ist mit Abstand Taiwans wichtigster Handelspartner sowohl im Export wie auch im Import. Rund 26 Prozent der gesamten taiwanesischen Exporte entfallen auf China (2019), wobei Hongkong, das aufgrund des SAR-Status separat geführt wird, mit einem Exportanteil von rund 14,2 Prozent, zum chinesischen Anteil hinzugerechnet werden müsste. Tatsächlich entfallen somit rund 40 Prozent der gesamten Exporte Taiwans auf die Volksrepublik China, rund 14,6 Prozent auf den zweitwichtigsten Exportpartner USA, gefolgt von Japan (6,8 Prozent). Einfuhren aus Hongkong spielen hingegen nur eine untergeordnete Rolle für Taiwan. Dennoch entfallen mehr als 21 Prozent der gesamten Einfuhren Taiwans auf China, gefolgt von Japan (16 Prozent) und den USA mit rund 11,4 Prozent.
Taiwans hohe Innovationskraft
Wie sehr sich Taiwans Wirtschaft auf die Herstellung von Hightechprodukten ausgerichtet hat, wird auch im Vergleich der relativen Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E bzw. R&D) zwischen China und Taiwan deutlich: Während die Volkrepublik China die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bis zum Jahr 2019 auf rund 2,1 Prozent des nationalen Bruttoinlandproduktes steigerte, investiert Taiwan 2019 rund 3,35 Prozent des eigenen BIP in F&E. Die absoluten Ausgaben Chinas für F&E betragen jedoch mit rund 515 Milliarden US-Dollar ein Vielfaches der 43 Milliarden US-Dollar, die Taiwan 2019 für F&E verwendet hat. Trotz der deutlich geringeren absoluten Forschungsausgaben übertraf Taiwan über Jahre hinweg die Volksrepublik China hinsichtlich der Anzahl jährlich erteilter US-Patente. Erst 2017 wurden mit insgesamt 14.154 Anmeldungen erstmals mehr US-Patente an China erteilt als an Taiwan mit 12.535 Patenten. Auch die 29.469 erteilten US-Patente an China im Jahr 2021, gegenüber den 12.648 an Taiwan erteilten US-Patenten, müssen vor dem Hintergrund der deutlich geringeren Einwohnerzahl Taiwans gegenüber China (23,5 Mio. vs. 1.418 Mio. Einwohner) betrachtet werden, um die weiterhin sehr hohe Innovationskraft der taiwanischen Industrie in Relation setzen zu können.
China-Taiwan-Konflikt: Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie im Vergleich
Die Volksrepublik China und Taiwan (Republik China) haben sich nach Beendigung des Bürgerkriegs (siehe unten) hinsichtlich der Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Marktwirtschaft sehr unterschiedlich entwickelt. Taiwan besaß bis Anfang der 1990er Jahre ein diktatorisches Einparteiensystem mit der alleinigen Regierungsgewalt der Kuomintang ohne zugelassene Opposition. Seit 1992 gibt es freie demokratische Wahlen in Taiwan und mit der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) eine weitere große Partei, die seit der Verfassungsänderung Taiwans 1993 zu einer semipräsidentiellen Republik (wie z.B. Frankreich) auch mehrfach die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen gewinnen konnte. Mittlerweile existieren diverse Parteien in Taiwan, die sich jedoch entweder dem Kuomintang Lager oder dem Lager der DDP zuordnen lassen. Die Kuomintang strebt politisch langfristig die Vereinigung mit der Volksrepublik China an, die DPP hingegen eine vollständige Souveränität. Taiwan gilt heute, im Gegensatz zu China, als eine der freiesten Gesellschaften und stärksten Demokratien weltweit. Diese Ansicht wird durch diverse Untersuchen bestätigt:Im Vergleich der Indexwerte von Demokratie und Marktwirtschaft nach dem Bertelsmann Transformationsindex (BTI) für China und Taiwan 2020, gewinnt Taiwan in allen drei untersuchten Dimensionen, Index Demokratie, Index Marktwirtschaft und Index Politisches Management, den Vergleich mit der Volksrepublik China deutlich. Dies gilt auch für den
- Vergleich zwischen China, Hongkong und Taiwan nach dem Freedom in the World Freiheitsindex 2021
- Vergleich der Pressefreiheit zwischen China, Hongkong und Taiwan im Jahr 2021
- Vergleich der Internetfreiheit zwischen Taiwan und China nach dem Freedom on the Net Index 2021
- Vergleich wahrgenommener Korruption in China, Taiwan und Hongkong nach dem Corruption Perceptions Index (CPI) bis 2020
Taiwan: Meinungen und Umfragen zur Unabhängigkeit
Die Einstellung der Bevölkerung zu einer Wiedereinigung mit Festlandchina oder der Souveränität Taiwans wird seit 1994 durch die kontinuierlich durchgeführte repräsentative Meinungsumfrage des Election Study Center der National Chengchi University Taiwan, erfragt. Die Mehrheit der taiwanesischen Bevölkerung zeigt keine fundamentalistische Einstellung zur Souveränität Taiwans, im Gegenteil. Nur 1,4 Prozent der befragten Taiwaner:innen befürworten im Jahr 2021 "einen Anschluss an China so schnell wie möglich" und auch die Befürworter:innen einer "Unabhängigkeit von China, so schnell wie möglich" sind mit einem Anteil von 6 Prozent klar in der Minderheit. 28,4 Prozent der Befragten wollen den Status Quo beibehalten und über die Unabhängigkeit später entscheiden, 27,3 Prozent wollen den Status Quo dauerhaft behalten und rund 25,1 Prozent der taiwanischen Bevölkerung befürworten den Status Quo streben aber die Unabhängigkeit Taiwans an. Befürworter:innen des Status Quo stellen somit nach dieser Studie eindeutig die Mehrheit in Taiwans Bevölkerung. Gleichzeitig lässt sich auch feststellen, dass mit einem Anteil von 7,4 Prozent nur eine klare Minderheit den Anschluss an Festlandchina (Wiedervereinigung) anstrebt, während ein Anteil von rund 31,1 Prozent der Bevölkerung die Unabhängigkeit von China vorzieht. Diese differenzierte Haltung der taiwanischen Bevölkerung drückt sich auch in den Ergebnissen weiterer Befragungen aus.Eine ebenfalls in Taiwan durchgeführte repräsentative Meinungsumfrage des Pew Research Center von 2019 kam zu den Ergebnis, dass sich
- 79 Prozent der befragten Taiwaner:innen für engere politische Beziehungen zu den USA und 60 Prozent gegen engere politische Beziehungen zu Festlandchina aussprechen.
- 35 Prozent der Taiwaner:innen eine positive Meinung über Festlandchina, aber 68 Prozent eine positive Meinung zu den USA haben
- aber dennoch eine Mehrheit von 52 Prozent der Befragten engere wirtschaftliche Beziehungen zu Festlandchina unterstützen (gegenüber 85 Prozent Unterstützung für engere wirtschaftliche Beziehungen zu den USA).
Was denken die Einwohner:innen von Hongkong über Taiwans Unabhängigkeit?
Die Meinung der Hongkonger Bevölkerung zu einer möglichen Unabhängigkeit Taiwans von China ist über den gesamten Untersuchungszeitraum von 1993 bis 2021 relativ eindeutig: Bis Mitte 2015 lehnte eine Mehrheit der befragten Bürger:innen Hongkongs die Unabhängigkeit Taiwans ab. Im Zuge der Demokratieproteste in Hongkong änderte sich die öffentliche Meinung zugunsten einer Unabhängigkeit. Mit Niederschlagung der Demokratiebewegung und Etablierung des neuen Sicherheitsgesetzes in Hongkong sank die Zustimmung zur Unabhängigkeit Taiwans innerhalb der Bevölkerung in 1,5 Jahren von 47,8 Prozent (1. Halbjahr 2020) auf 26,2 Prozent im 2. Halbjahr 2021.
Gehört Taiwan zu China?
Die Frage danach, ob Taiwan zu China gehört, lässt sich nicht eindeutig und objektiv beantworten. Folgend wird auf die Hintergründe der komplizierte Ausgangssituation eingegangen.
Ursprung des China-Taiwan-Konfliktes
Der ungeklärte Status Taiwans hat seinen Ursprung im Ausgang des chinesischen Bürgerkriegs (1927 bis 1949). Nachdem durch die Nationalisten der Nationalen Volkspartei der Kuomintang (KMT) 1912 die Republik China gegründet wurde, erlangte sie bis zum Jahr 1927 die Herrschaft über große Teile Festlandchinas. Von einer nationalen Einigung konnte zu diesem Zeitpunkt jedoch keine Rede sein. Diverse Gruppen und Fraktionen rangen um die Führung des Landes: Die Kuomintang brach in mehrere Fraktionen auseinander, regionale Warlords, die kein Interesse an einer nationalen Einigung besaßen und Anhänger der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), die sich 1921 gründete und anfänglich noch wenig Mitglieder hatte, kämpften in wechselnden Koalitionen um die Führung des Landes.Teile der KMT und der KPCh kämpften gemeinsam für die nationale Einheit bis dieser Zusammenschluss durch den Kopf der rechten Fraktion innerhalb der Kuomintang, dem Militärführer Chiang Kai-shek, im Jahr 1927 aufgekündigt wurde. Von nun an kämpften für rund 10 Jahre die Anhänger der Kuomintang auf der einen Seite und die Anhänger der KPCh auf der anderen Seite gegeneinander um die Führung des Landes.
Pause im Bürgerkrieg - Allianz gegen Japan
1937 bildeten beide Gruppen eine Allianz gegen den äußeren Aggressor Japan und ließen den innerchinesischen Kampf weitestgehend ruhen. Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges, der Niederlage Japans auch in China, zerbrach ebenfalls die Koalition und der Bürgerkrieg um die Führung Chinas brach erneut aus. Die Truppen der Kuomintang um Chiang Kai-shek waren durch den Krieg gegen Japan stärker geschwächt als die "rote Armee" der Kommunistischen Partei Chinas um ihren Anführer Mao Zedong. Gleichzeitig ist die Anhängerschaft der KPCh seit der Gründung sehr viel stärker gewachsen, so dass zu Beginn der letzten Phase des Bürgerkrieges die Kuomintang in der der deutlich schwächeren Position war.
Niederlage im Bürgerkrieg und Flucht nach Taiwan
Schlussendlich verlor Chiang Kai-shek den Bürgerkrieg gegen die Kommunisten im Jahr 1949 und floh mit der Regierung der Republik China, der Anhängerschaft der Kuomintang und Teilen der chinesischen Elite auf die von den Japanern wiedererhaltene Insel Taiwan (früher Formosa) und führten dort die Republik China fort. Die KPCh um Mao Zedong riefen hingegen mit ihrem Sieg am 01. Oktober 1949 die zunächst international nicht anerkannte Volksrepublik China aus. Die Kuomintang um Chiang Kai-shek haben die Niederlage und Gründung der Volkrepublik China durch die Kommunisten jedoch nicht akzeptiert und sich weiterhin als alleinige völkerrechtlich legitime Vertretung Chinas im Exil betrachtet. Somit existierten ab 1949 zwei politische Vertretungen, die Volksrepublik China auf dem Festland und die Republik China auf Taiwan, die jeweils den Anspruch erhoben, im Sinne des Völkerrechts alleinig für China insgesamt zuständig zu sein.
Volksrepublik China vs Republik China - Warum ist Taiwan nicht in der UN?
Tatsächlich hat die Republik China den chinesischen Staat bis zum Jahr 1971 weiterhin bei den Vereinten Nationen (UN) vertreten, die Volksrepublik China wurde zunächst nicht durch die UN anerkannt. Diese Entscheidung muss vor dem Hintergrund des kalten Krieges und der bipolaren Weltordnung betrachtet werden. Die Republik China wurde vorzugsweise von westlichen NATO-Staaten anerkannt und die Volkrepublik China vorzugsweise von Staaten des Warschauer Paktes und Verbündeten. Erst 1971 wurde die UN-Mitgliedschaft durch einen Beschluss der Vollversammlung von der Republik China auf die Volksrepublik China übertragen. Die Forderung der Volksrepublik China, mittlerweile Atommacht, nach internationaler Anerkennung konnte nicht weiter ignoriert werden. Zeitgleich wurde die Hoffnung der Kuomintang auf Taiwan auf eine Rückeroberung des Festlandes immer unwahrscheinlicher, nachdem auch der wichtigste Verbündete, die USA, innen- und außenpolitisch durch den Vietnamkrieg gebunden waren.
Die Ein-China-Politik
In diesem Zusammenhang wurde durch die Volksrepublik das System der "Ein-China-Politik" als Eckpfeiler der Außen- und Innenpolitik installiert. Es existiert nur ein China (die Volksrepublik) und Taiwan (Republik China) ist lediglich ein nicht unter Regierungskontrolle stehender Teil des Staatsgebietes der Volksrepublik China. Die gängige Bezeichnung Taiwans als "Provinz Chinas" ist zumindest stark verkürzt und wird auch von chinesischer Seite in dieser Form nicht vertreten. Diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik China können nur aufgenommen werden, wenn der jeweilige Staat die Ein-China-Prämisse anerkennt und keine offiziellen Beziehungen zu Taiwan unterhält. In der Folge brachen nahezu alle Staaten ihre offiziellen Beziehungen zur Republik China ab, gründeten aber "Handelsbüros" oder andere Institutionen, die diplomatische und konsularische Aufgaben wahrnehmen. Die Kuomintang herrschte auf Taiwan in Form einer Ein-Parteien-Diktatur bis im Jahr 1992 die ersten freien Wahlen stattfanden und sich Taiwan in der Folge zur stabilsten Demokratie Asiens entwickelte. Heute gilt Taiwan als freieste Gesellschaft Asiens.
Während Taiwan mit der Zeit seinen Anspruch auf Gesamtchina aufgab betrachtet die Volksrepublik China Taiwan weiterhin als eigenes Staatsgebiet, das in der Zukunft wieder mit dem Festland vereint werden soll. Bis heute bleibt der völkerrechtliche Status Taiwans unbestimmt und die Ein-China-Doktrin bestehen.