Fläche der Arktis bis 2024
Im September 2024 ist die Fläche der Arktis mit einer Ausdehnung von rund 4,29 Millionen Quadratkilometern deutlich kleiner als noch vor rund 30 Jahren. Die Ausdehnung im Jahr 2023 zählte zu den niedrigsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Seit 1980 ist die arktische Sommer-Eisfläche zuletzt um circa drei Millionen Quadratkilometer zurückgegangen. Die Fläche der Antarktis ist ebenfalls in den letzten Jahren leicht zurückgegangen.
Der blinde Fleck in der Klimawissenschaft
Im Gegensatz zur Antarktis – die ein eigener Kontinent ist – ist die Arktis keine Landmasse, sondern ein größtenteils zugefrorenes Meer. Während das Eis auf dem antarktischen Kontinent teilweise Hunderte Jahre alt und Kilometer dick sein kann, ist das arktische Eis, angetrieben durch den Wind und Meeresströmungen, ständig in Bewegung und ändert so seine Gestalt fortlaufend. Diese außerordentliche Wandelbarkeit der Arktis, verbunden mit den dort herrschenden extremen Wetterbedingungen, machen sie zu einem außerordentlich schwierig zu erkundendem Gebiet. Die Folge: Die Arktis ist eine der am schlechtesten erforschten Regionen der Welt und das Wissen über ihre Funktionsweise für das weltweite Klimasystem ist äußerst lückenhaft. Die Gründe für den rasanten Verlust der Eisfläche sind hingegen schon lange bekannt. Ein steigender Treibhausgasanteil in der Atmosphäre führt zum menschengemachten Klimawandel, der insbesondere in den Polregionen die Temperaturen stark ansteigen lässt.
Folgen des Eisschwunds
Auch wenn die genaue Funktion, die die Arktis für das Weltklima spielt, im Detail höchst unklar ist, ist es schon lange wissenschaftlicher Konsens, dass ihre Rolle außerordentlich wichtig ist. Eine starke Veränderung, wie die Arktis es durch den zunehmenden Verlust an Eisfläche erlebt, hat entsprechend große Auswirkungen auf das weltweite Klima. So ist das Temperaturgefälle zwischen den warmen Tropen und den kalten Polen Treiber von globalen Luftströmen. Das Erwärmen der Arktis schwächt diese Luftströme ab, was in vielen Regionen – auch in Deutschland – zu einem Anstieg von Extremwetterereignissen führt. Es wird vermutet, dass bei anhaltender Entwicklung die Arktis bis 2050 in vielen Sommern komplett eisfrei sein wird. Neben der Emission von anthropogenen Treibhausgasen wird dieser Vorgang durch einen selbstverstärkenden Effekt der Eisschmelze zusätzlich beschleunigt. Schnee und Eis reflektieren große Mengen der Sonnenenergie. Wasser hingegen absorbiert einen Großteil der Sonnenstrahlen und wandelt sie in Wärme um. Wenn nun Eis schmilzt und an dessen Stelle dunkles Meerwasser an die Oberfläche kommt, steigen die Temperaturen weiter, was wiederum das Eis schneller schmelzen lässt – ein Teufelskreis.