Umfrage unter Juden zu erlebten Formen des Antisemitismus 2023
96 Prozent der befragten Jüdinnen und Juden haben laut Umfrage Anfang 2023 im Jahr zuvor entweder online oder persönlich mindestens eine Form des Antisemitismus erlebt. Besonders viele der Befragten erlebten Antisemitismus in Form von negativen Stereotypen. Diese Stereotype bezogen sich vor allem auf eine angebliche Macht und Kontrolle von jüdischen Menschen über Finanzen, Medien, Politik oder Wirtschaft.
Die Erhebung wurde vor dem Angriff der Hamas auf Israel am 07. Oktober 2023 durchgeführt. Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) verzeichnete seitdem einen Anstieg der gemeldeten antisemitischen Vorfälle in Deutschland.
Was ist Antisemitismus?
Die Quelle nutzt die Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance, der 12 der 13 teilnehmenden EU-Länder zustimmen.
„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“
Kritik an der Definition
Nicht unumstritten sind allerdings die Beispiele, die dieser Arbeitsdefinition anhängen, da sie laut den Kritikern legitime Kritik an Israel unterbinden. Zu den Kritikern gehören u.a. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch und Amnesty International, aber auch die presbyterianische Kirche in den USA sowie zahlreiche jüdische Organisationen wie die Jewish Voice for Peace.
Am 17. September 2017 hat die deutsche Bundesregierung die oben stehende Arbeitsdefinition mit folgendem Zusatz verabschiedet: "Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein". Auch der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht sie als Basis für seine Arbeit.