Nach einem vom Bund deutscher Versicherer entwickelten Zonierungssystem für Überflutungsrisiken sind 7,6 Prozent aller deutschen Adresse einem statistischen Hochwasserrisiko ausgesetzt. Etwas weiter gefasst ist das Starkregenrisiko, unter das zum einen durch Starkregen ausgelöstes Hochwasser fällt, das aber auch weitere durch Starkregen ausgelöste Schäden einschließt. Hier zählen über zehn Prozent aller deutschen Adressen zur höchsten Gefährdungskategorie. Interessant ist, dass die Deutschen ihr persönliches Risiko für Hochwasser- und Starkregenschäden deutlich höher einschätzen als die Versicherungen.
Die Hochwasserkatastrophe 2021
Zwischen dem 12. und dem 19. Juli löste das Tiefdruckgebiet Bernd in mehreren Regionen Deutschlands schwere Niederschläge aus. Neben Teilen Bayerns und Sachsens waren vor allem Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen vom durch die Regenfälle hervorgerufenen Hochwasser betroffen. Am 14. Juli, dem regenreichsten Tag der Katastrophe, verzeichnete etwa die Messstation Hagen-Holthausen eine Niederschlagsmenge von über 240 Liter pro Quadratmeter in weniger als 24 Stunden. Um diese Mengen einzuordnen: In den Flussregionen der hauptsächlich betroffenen Bundesländer fallen im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte weniger als 100 Liter pro Quadratmeter im gesamten Juli. Innerhalb weniger Stunden mussten die Böden entsprechend mehr Wasser aufnehmen, als normalerweise in einem ganzen Monat. Die schwersten Regenfälle verzeichnete dabei der Märkische Kreis.Nach ersten, nicht abschließenden Hochrechnungen des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft übertrifft die Hochwasserkatastrophe 2021 mit einem versicherten Schadensmaß von bis zu 5,5 Milliarden Euro jedes Hochwasser der letzten Jahrzehnte. Am 7. September 2021 verabschiedete der Deutsche Bundestag einen Aufbaufonds mit einem Sondervermögen in Höhe von 30 Milliarden Euro, der von Bund und Ländern finanziert wird.
Ursachen und Prävention von Hochwassern
Faktoren, die das Eintreten von Hochwassern bestärken und wahrscheinlicher machen, sind vor allem die Zerstörung und Besiedelung der natürlichen Überschwemmungsgebiete von Flüssen, der sogenannten Auen, die Begradigung von Flüssen und die Versiegelung von Flächen. So sind mittlerweile mehr als zwei Drittel der ursprünglichen Flussauen für die Flüsse verloren und auch die wenigen überflutbaren, "rezenten Auen" befinden sich in einem schlechten Zustand. Fast 30 Prozent aller Fließgewässer in Deutschland sind erheblich verändert und fast acht Prozent der gesamten Fläche Deutschlands ist bereits versiegelt - Wasser kann auf diesen Flächen nicht mehr abfließen und sammelt sich damit vermehrt in Kanalisationen und Wasserläufen.Ein weiterer großer Einflussfaktor ist der globale Klimawandel: Da eine wärmere Atmosphäre mehr Wasser speichern kann, erhöhen sich die Niederschlagsmengen. Starkregenereignisse werden häufiger und wahrscheinlicher.