Die Unwörter des Jahres 2020 lauten "Corona-Diktatur" und "Rückführungspatenschaften" - das gab die Sprachkritische Aktion heute Vormittag bekannt. Damit hat die Darmstädter Jury für Sprachkritische Aktion diesmal gleich zwei Unwörter des Jahres festgelegt. Der Grund war, dass die Corona-Pandemie wie kein zweites Thema das Jahr 2020 dominiert habe. Zugleich wollte die Jury aber darauf aufmerksam machen, dass auch in anderen Themenbereichen "weiterhin inhumane und unangemessene Wörter geprägt und verwendet werden".
Mit "Rückführungspatenschaften" wurde im September 2020 ein neuer Mechanismus der Migrationspolitik bezeichnet. EU-Staaten, die sich weigern, Geflüchtete aufzunehmen, sollen die Verantwortung für die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber übernehmen und somit ihre "Solidarität" mit den anderen EU-Mitgliedsstaaten zeigen. Den Begriff "Patenschaften", der positiv besetzt ist, hält die Jury in diesem Zusammenhang für "zynisch und beschönigend".
Die Bezeichnung "Corona-Diktatur" wurde von der Querdenker-Bewegung geprägt und verhöhnt der Jury zufolge Menschen, die tatsächlich in einer Diktatur leben müssen und die als Strafe für Proteste gegen die Regierung Haft, Folter oder sogar Todesstrafen erwarten müssen.
Mit dem Unwort des Jahres werden aktuelle politische Debatten aufgegriffen. Die Statista-Grafik zeigt die Unwörter der vergangenen Jahre. Diese waren "Klimahysterie" (2019), "Anti-Abschiebe-Industrie" (2018), "Alternative Fakten (2017) und "Volksverräter" (2016). Das Unwortpaar des Jahres 2020 ist das bisher 30. in Folge.