Jeder Dritte 14-35 Jähriger in Deutschland sieht sich in der Meinungsfreiheit eingeschränkt

Die Meinungsfreiheit scheint in den vergangenen Wochen und Monaten oftmals angegriffen. Zumindest wird dies immer wieder beklagt und zwar von verschiedensten Seiten. Der Angriff auf die Redaktion von Charlie Hebdo wurde auch als Angriff auf die Meinungsfreiheit begriffen. Die Demonstranten von Pegida oder einige AfD-Politiker beklagen, es würden unliebsame Meinungen unterdrückt. Und beim jüngsten Streit um die Erdogan-Beiträge von extra3 und Jan Böhmermann wird erneut von einer Einschränkung der Meinungsfreiheit gesprochen.

Die Fälle sind sehr unterschiedlich und die Kräfte, die die Meinungsfreiheit tatsächlich oder vermeintlich einschränken, grundverschieden. Wir wollten daher wissen, inwiefern sich junge Deutsche in ihrer Meinungsfreiheit beschränkt sehen und wer sie ihrer Meinung nach beschneidet.

Gemeinsam mit der Umfrage-App Appinio befragten wir am 11.04.2016, also unter dem Eindruck der jüngsten Böhmermann-Diskussionen, 1002 Personen zwischen 14 und 35 Jahren. Von ihnen gab jeder Dritte an, sich in seiner Meinungsfreiheit eingeschränkt zu sehen.

Direktes Umfeld wird am häufigsten beschuldigt

Doch wer schränkt in Deutschland die Meinungsfreiheit nach Ansicht der 14-35-Jährigen ein? Tatsächlich sagen nur 13,8 Prozent „niemand“. Bedeutet: Auch diejenigen, die sich persönlich nicht in ihrer Freiheit beschränkt sehen, nehmen Einschränkungen wahr. Mehr als 40 Prozent sehen diese im direkten Umfeld, sprich der Gesellschaft. Aber auch mehr als ein Drittel beschuldigt die deutschen Regierungen und offizielle Stellen, die Meinungsfreiheit einzuschränken.

Im Eindruck der Böhmermann-Thematik sagen 30,5 Prozent, ausländische Regierungen schränkten die Meinungsfreiheit in Deutschland ein. Sie wurden damit etwas häufiger genannt als Religionsvertreter und Medien. Mehrfachantworten waren möglich.

Sich als betroffen Empfindende nennen deutlich häufiger offizielle Stellen

Interessant: Die Frage, wer die Meinungsfreiheit in Deutschland begrenze, wird von denjenigen, die persönlich empfinden, den Mund verboten zu bekommen, leicht anders beantwortet als von denen, die dies nicht so empfinden. Bei letzteren ist verständlicher Weise der Anteil der „niemand“-Antworten ungleich höher. Der Anteil derjenigen, der ausländische Regierungen beschuldigt, ist in beiden Gruppen etwa gleich groß, ebenso jener der Religionsvertreter und der privatwirtschaftlichen Firmen.

Von denjenigen, die ihre Meinungsfreiheit als eingeschränkt empfinden, nennen deutlich mehr das direkte Umfeld (53,2 Prozent, 18,4 Prozentpunkte mehr), Medien (39,8 Prozent, 18 Prozentpunkte mehr) und vor allem die deutsche Regierung und offizielle Stellen (57 Prozent, 34,7 Prozentpunkt mehr) als Verursacher.

Beschreibung

Die Grafik zeigt Ergebnisse einer gemeinsamen Befragung von Statista und Appinio zum Thema Meinungsfreiheit.

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