Betreuungsgeld wird besonders im Süden beantragt

Als „Herdprämie“ beschimpften es die Gegner, mit Wahlfreiheit argumentierten die Befürworter: Das Betreuungsgeld hat im Wahlkampf für rege Diskussionen gesorgt. Letztlich ist das von Schwarz-Gelb eingeführte Instrument geblieben, das es Eltern, die keine Frühkindliche Tagesstätte in Anspruch nehmen, ermöglicht, eine finanzielle Unterstützung von 100 Euro pro Monat zu beantragen. Doch wie stark wird die Sozialleistung beansprucht? Das Statistische Bundesamt hat nun erstmals Zahlen veröffentlicht. Beobachter zeigten sich von der hohen Zahl der Antragsteller überrascht.

Insgesamt lag die Zahl der Betreuungsgeldbezüge in der zweiten Jahreshälfte 2013 bei 64.877. Davon kamen 15.588 aus Bayern, dem land, dessen Regierung am stärksten für das Instrument gekämpft hat. Viele Anträge kamen auch aus NRW, was wenig überrascht, da das Land im Westen doch das bevölkerungsreichste Bundesland ist. Interessanter noch als die absoluten Zahlen, ist daher die Frage, wie es sich mit der „Wahlfreiheit“ verhält. Dafür haben wir die Zahl der Betreuungsgeldbezüge pro Land mit der Anzahl der Kinder unter drei Jahren in Tageseinrichtungen ins Verhältnis gesetzt. Letztgenannte Zahlen stammen dabei aus dem März 2013, sind also nicht vollständig deckungsgleich mit denen zum Betreuungsgeld, vermitteln aber dennoch einen sehr guten Einblick.

Ausgerechnet das von einem grünen Ministerpräsident regierte Baden-Württemberg ist demnach das Land, in dem relativ gesehen, am häufigsten Eltern das Betreuungsgeld nutzen: Auf ein Kind, für das Betreuungsgeld gezahlt wurde, kommen hier vier Kinder in Tageseinrichtungen. In NRW sind es 4,6, in Bayern 4,7. Im Verhältnis viel häufiger in Betreuungseinrichtungen sind die Kinder in den neuen Bundesländern: In Sachsen kommen auf ein Kind, für das Betreuungsgeld gezahlt wird 21,7 in KiTas, ähnlich in Thüringen (21,9). In Mecklenburg-Vorpommern sind es 55,1, in Brandenburg sogar 80,7 und in Sachsen-Anhalt 110,9.

Für dieses Ergebnis gibt es sicher mehrere Gründe. Zum einen wird tatsächlich die freie Wahl eine Rolle spielen – so es sie denn gibt. Denn noch immer ist es für viele schwer, einen Betreuungsplatz zu finden, auch wenn einer gesucht wird. Gut möglich also, dass mit dem Ausbau des Betreuungsangebots die Zahl der Anträge auf das Betreuungsgeld wieder sinken wird - auch im Süden.

Beschreibung

Die Grafik zeigt das Verhältnis von Kindern in Tageseinrichtungen zu Betreuungsgeldbezügen verteilt nach Bundesländern.

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