Zersplittertes Syrien

Nach dem Einmarsch türkischer Truppen in Nordsyrien ist das Land politisch zersplitterter denn je. Die Statista-Grafik zeigt auf Basis von Recherchen des Handelsblatts, welche Teile des Landes von welcher Interessengruppe kontrolliert werden. Im Norden eingezeichnet ist ein ca. 30 Kilometer breiter Streifen, den die Türkei als "Sicherheitszone" kontrollieren möchte. Violett gefärbt sind die Teile, in die bereits türkische Truppen vorgedrungen sind. Die roten Gebiete wurden durch syrisch-russische Kräfte neu besetzt. Der syrische Präsident Assad gewinnt dadurch an Einfluss in der Region. Die geplante türkische Kontrollzone wird derzeit noch mehrheitlich von kurdischen Milizen kontrolliert (gelbe Region in der Karte). Die Türkei selbst bezeichnet ihren Militäreinsatz in Syrien als „Operation Friedensquelle“ und begründet diesen als Selbstverteidigung gegen eine terroristische Bedrohung: Ankara betrachtet die kurdischen Milizen als Ableger der kurdischen Arbeiterpartei PKK. Diese kämpft in der Türkei für die politische Autonomie kurdisch besiedelter Gebiete und wird von der Türkei, der EU, Deutschland und den USA als terroristische Vereinigung angesehen.

Weite Teile Nordsyriens wurden von dem Islamischen Staat kontrolliert, bevor es den kurdischen Milizen gelang, diesen zu verdrängen. In vielen Gefängnissen in Nordsyrien sitzen daher IS-Angehörige. Sie nutzen die aufkommende Instabilität in der Region zur Flucht. Eine Folge der türkischen Militäroffensive könnte daher ein Wiedererstarken des IS in Syrien sein. Dieser wurde zuletzt stark zurückgedrängt (schwarze Regionen in der Karte).

Weite Teile Syriens sind weiterhin unter der Kontrolle des Präsidenten Baschar Al-Assad. Er geht in der Region um Idlib (grüne Fläche in der Karte) noch immer mit Waffengewalt gegen Rebellen vor. Dabei sterben auch Zivilisten.