Bevölkerungswachstum verlangsamt sich
Im Jahr 2022 beträgt Mexikos Bevölkerungswachstum rund 0,75 Prozent. Bis 2050 wird prognostiziert, dass Mexikos Bevölkerung kaum noch wachsen wird. Bis 2015 wuchs die Bevölkerung noch um über ein Prozent jährlich. Die Fertilitätsrate ist zwar noch relativ hoch und mit etwa 1,8 Kinder je Frau (2022) nur knapp unter dem Niveau, dass ein natürliches Bevölkerungswachstum ermöglicht. Die Lebenserwartung ist stetig am steigen und beträgt im Jahr 2022 geschätzt rund 74,8 Jahre. Während des Corona-Jahres 2020 sank die Lebenserwartung um einige Jahre ab und soll in den kommenden Jahren weiter steigen. Der Anteil der Erwerbstätigen zwischen 15 und 64 an der mexikanischen Bevölkerung ist noch am wachsen und beträgt etwa 67,2 Prozent in 2022. Bis 2030 soll der Anteil auf rund 68,3 Prozent steigen und danach absinken. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung ist am wachsen, aber mit 29,4 Jahren noch niedriger als in anderen Industrie- und Schwellenländern, wie Brasilien oder China.Mexiko ist von Migration geprägt. Neben Ländern wie Indien hat Mexiko eine der größten Diaspora weltweit. Der Migrationssaldo war in den meisten Jahren negativ. Im Jahr 2021 wanderten rund 52.600 Menschen mehr aus Mexiko aus als ein. Der Anteil der Rücküberweisungen (inflow) von mexikanischen Staatsbürger:innen im Ausland nach Mexiko betrug 4,25 Prozent des mexikanischen Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2021. Mit etwa 54,1 Milliarden US-Dollar an inflows im Jahr 2021 ist Mexiko nach Indien das Land mit den zweithöchsten Rücküberweisungen von Migrant:innen im Jahr 2021. Die Rücküberweisungen von Migrant:innen in Mexiko (outflow) betrug rund 1,05 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021.
Wirtschaftliche Entwicklung
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Mexiko lag 2021 bei rund 1,3 Billionen US-Dollar; damit belegt das Land Rang 16 der größten Volkswirtschaften. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl ergibt sich ein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von circa 10.061 US-Dollar je Einwohner (2021). Das Wirtschaftswachstum in Mexiko hat, angetrieben von der Corona-Pandemie, eine starke Rezession erlebt: 2020 sank das BIP um circa 8,1 Prozent. 2021 konnte sich das Wirtschaftswachstum wieder erholen und betrug rund 4,8 Prozent im Vergleich zu 2020. Für die kommenden Jahre wird ein moderates Wachstum von knapp zwei Prozent prognostiziert. Die Arbeitslosenquote lag 2020 bei rund 4,4 Prozent; im Jahr 2021 sank sie leicht auf etwa 4,1 Prozent. Die Inflationsrate in Mexiko betrug 2021 rund 5,7 Prozent; 2022 werden die Preise voraussichtlich um circa acht Prozent steigen.Die Struktur der mexikanischen Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren kaum geändert. Rund 60 Prozent der Wirtschaftsleistung kommt aus dem Dienstleistungssektor und etwas über 30 Prozent aus der Industrie. Von allen Erwerbstätigen arbeiten rund 62 Prozent im Dienstleistungssektor, etwa 26% in der Industrie und rund 12 Prozent in der Landwirtschaft.
Außenhandel
Im Jahr 2021 exportierte Mexiko Güter im Wert von rund 494,2 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig importierte Mexiko Güter für rund 522,5 Milliarden US-Dollar. Damit steht Mexiko unter den größten Exportländern auf Platz 12 und bei den wichtigsten Importnationen ebenfalls auf Platz 12.Die wichtigsten Exportgüter sind Fahrzeuge. Mexiko ist seit langer Zeit ein zentraler Standort der Automobilindustrie für Firmen aus den USA und Europa. Rund 23,4 Prozent der Exporte im Jahr 2021 sind Straßenfahrzeuge. Die wichtigsten Importgüter sind elektrische Maschinen und Apparate.
Das Land verzeichnet seit Jahren ein Defizit in der Handelsbilanz. 2020 wurde in Mexiko jedoch erstmalig ein Handelsüberschuss von rund 23,7 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Im Jahr 2021 ist das Defizit jedoch auf ein Rekordniveau von rund 28,2 Milliarden US-Dollar geklettert. Die Dienstleistungsbilanz ist ebenfalls negativ und betrug rund 11,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021. Der mit Abstand bedeutendste Handelspartner für Mexiko sowohl im Export als auch im Import sind die USA. Rund 78 Prozent der gesamten Exporte Mexikos entfielen 2021 auf die USA, aus denen Mexiko im gleichen Zeitraum auch rund 43,7 Prozent aller Importgüter bezogen hat. Im Importbereich hat China mit rund 19,9 Prozent noch einen der größeren Anteile. Mexiko hat sich über einen langen Zeitraum zur "Werkbank" der USA entwickelt. Inwieweit der Handelskrieg der USA, von dem Mexiko direkt betroffen ist, Auswirkungen auf das bilaterale Handelsvolumen haben wird, bleibt abzuwarten. Zusammen mit den Vereinigten Staaten und Kanada bildet Mexiko auf Grundlage des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) eine nordamerikanische Freihandelszone, dessen Nachfolgeabkommen (United States-Mexico-Canada Agreement - USMCA) seit dem 01. Juli 2020 in Kraft ist.
Staat und Rechtsstaatlichkeit
Die Staatsverschuldung von Mexiko ist mit rund 57,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (2021) vergleichsweise moderat. Das Staatsdefizit lag 2021 bei rund 3,8 Prozent des BIP.Ein großes Problem in Mexiko sind weiterhin der Drogenhandel und die damit verbundenen Gewalttaten der organisierten Kriminalität. Im Jahr 2019 wurden im Land über 13.365 Morde im Bereich der organisierten Kriminalität gezählt. Die meisten Mordopfer im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität gab es 2015 im nordmexikanischen Bundesstaat Guerrero, wo rund 1.464 Tote infolge solcher Verbrechen registriert wurden. Die Gewalt richtet sich auch gegen die Medien: Allein 2022 wurden in Mexiko elf Journalisten getötet, und auch die Anzahl ungeklärter Morde an Journalisten ist in Mexiko die höchste weltweit. Die Regierung geht zwar gegen die Drogenkartelle vor: 2015 wurden rund 26.000 Hektar Anbaufläche von Opium vernichtet, aber die Macht der Drogenkartelle beeinflusst längst den Alltag in Mexiko und lähmt die soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklung.
Das Problem der Kriminalität geht jedoch über die Drogenkartelle hinaus. Unter den 25 Städten mit den meisten Mordfällen pro 100.000 Einwohner:innen liegen die ersten acht alle in Mexiko. Besonders die Bundesstaaten im Norden, Westen und Zentrum des Landes, wie Guanajuato, Baja California und Chihuahua sind besonders gefährlich. Im Bundesstaat Guanajuato gab es laut offiziellen Angaben 4.333 Morde im Jahr 2021. Im Jahr 2021 waren 31.263 der rund 35.700 Mordopfer insgesamt Männer. Geschlechterspezifische Gewalt gegen Frauen ist dennoch ein zunehmend großes Problem. Femizide sind in Mexiko und Lateinamerika generell am wachsen. Bisher scheint es kein Mittel gegen die zunehmende Gewalt im Land zu geben. Ein hartes Durchgreifen gegenüber den Kartellen hat in Mexiko nur zu mehr Gewalt gegen die Zivilbevölkerung geführt. Im Jahr 2006 begann der damalige Präsident Felipe Calderón den Kartellen den Krieg zu erklären und versuchte gezielt führende Kartellbosse zu verhaften. Eine Auswirkung des Kriegs gegen die Kartelle war nicht nur eine Zunahme der Morde, sondern auch der Verschwundenen. Im Mai 2022 galten rund 100.000 Menschen in Mexiko als verschwunden. Die Anzahl der Verschwundenen hat sich besonders seit 2006 schlagartig erhöht.
Auch die Bilanz nach dem 20-jährigen Bestehen der Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (1994-2014) fällt gemischt aus. Einerseits hat sich der Handel zwischen den Vertragspartnern seit Bestehen der Partnerschaft mehr als verdreifacht. Andererseits hat sich die ökonomische Abhängigkeit Mexikos von den USA in dieser Zeit erhöht und gefestigt und nicht wie erwartet verringert. Die allgemein formulierten Erwartungen, dass sich im Zuge des Wegfallens der Zollbeschränkungen in der Freihandelszone, die mexikanische Wirtschaft diversifiziert, höhere Wachstumsraten erzielt und eine Mittelschicht bildet, haben sich nicht erfüllt.
Im Februar 2016 unterzeichnete Mexiko den Beitritt zur Transpazifischen Partnerschaft (TPP - Trans-Pacific Partnership), einer geplanten, aber noch nicht von den Unterzeichnern ratifizierten, Freihandelszone von Pazifikanrainerstaaten. Nachdem der amtierende US-Präsident Donald Trump im Januar 2017 den Ausstieg der USA vom Abkommen einleitete, gaben die übrigen 11 Mitglieder die Schaffung eines neuen Abkommen ohne die USA bekannt. Dieses neue Abkommen, CPTPP (Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership) wurde im März 2018 von den Vertragspartnern unterzeichnet.