Sozio-Demografische Indikatoren zu Kaliningrad
Im Jahr 2021 beträgt die Bevölkerung in der Oblast Kaliningrad rund 1,02 Millionen. Davon leben rund 77 Prozent in Städten. Auf die gleichnamige Hauptstadt der Oblast, Kaliningrad, kommen alleine etwa 493.000 Einwohner:innen im Jahr 2021. Die Oblast wird hauptsächlich von russisch-stämmigen Einwohner:innen bewohnt. Wirtschaftlich ist die Exklave für Russland vor allem durch den Militärstützpunkt und den Zugang zu einem eisfreien Ostseehafen bedeutend. In Kaliningrad gibt es beispielsweise die größte Fischereiflotte Russlands. Weiterhin gibt es Werke zur Automontage von BMW und KIA. Die Oblast kämpft jedoch mit Korruption und Kriminalität. Auch der abgekoppelte Landweg und der Mangel an direkten Transportwegen tragen zu den wirtschaftlichen Problemen der Exklave bei.Das durchschnittliche reale pro-Kopf Einkommen ist zuletzt kaum gewachsen und war geringer im Vergleich zu Russland insgesamt. Die Armutsquote liegt mit 13,4 Prozent, um 2,4 Prozentpunkte höher als im nationalen Vergleich und hat sich seit 2018 um lediglich 0,2 Prozentpunkte gesenkt. Die Armutsquote in Russland fiel im gleichen Zeitraum um 2,6 Prozentpunkte.
Die Rolle von Kaliningrad im Russland-Ukraine-Krieg
Kaliningrad hat in den vergangenen Jahren an militärischer Bedeutung für Russland gewonnen. Im Mai 2018 stationierte Russland Iskander-M Raketen in der Exklave. Diese sind in der Lage Atomwaffen zu tragen und besitzen eine Reichweite von rund 400 km. Im Mai 2022 sorgten Manöver der russischen Streitkräfte mit den Raketensystemen in der Region für internationale Besorgnis. Besonders die Nachbarländer Russlands im Baltikum und Polen warnen seit Jahren vor Russlands geopolitischen Zielen in diesem Raum.Im Juni 2022 eskalierten die Streitigkeiten zwischen Litauen und Russland im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg.
Zum 17. Juni 2022 sperrte Litauen den Transit von ausgewählten Gütern und Waren aus Russland nach Kaliningrad im Zusammenhang mit den Sanktionen der EU gegen Russland. Unter den sanktionierten Gütern sind vor allem Metalle, Zement, Holz, Baumaterial, Chemikalien und Hochtechnologieprodukte. Lebensmittel sind nicht von den Beschränkungen betroffen. Laut Litauen reduziert sich der Transitverkehr durch die Sanktionen um rund 40 bis 50 Prozent. Russland hingegen wirft Litauen eine Blockade der Oblast Kaliningrad und eine damit einhergehende Aggression vor. Nicht sanktionierte Güter können jedoch weiterhin transportiert werden. Zuvor wurde bereits der Transport bestimmter Güter per Lastwagen eingeschränkt.
Laut Litauen wurden im Jahr 2021 zehn Millionen Tonnen Fracht von und nach Kaliningrad transportiert; etwa drei Personenzüge fuhren täglich. Litauen bezieht sich auf das vierte Sanktionspaket aus dem März 2022, das Transitlieferungen von Stahl und Eisen über EU-Gebiet verbietet. Die EU hat seit der Annexion der Krim 2014 verschiedene Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt. Moment können daher sanktionierte Waren von Russland nach Kaliningrad nur noch über den Seeweg transportiert werden, wobei hier die Transportkosten höher ausfallen.