Daten und Fakten zum Thema Kinderarmut
Wann genau gilt ein Kind als arm?
Grundsätzlich wird zwischen absoluter und relativer Armut unterschieden.- Absolute Armut bedeutet, dass ein Mensch nicht in der Lage ist, seine Grundbedürfnisse zu befriedigen. Als finanzielles Minimum, das ein Mensch zum Überleben braucht, hat die Weltbank einen Betrag festgelegt: Wem weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag zur Verfügung stehen, gilt als extrem arm. Er leidet sehr wahrscheinlich unter Hunger oder ist mangelernährt, kann sich keine Medikamente leisten und muss vielleicht in einem Slum leben. Die Armutsgrenze von 2,15 Dollar wurde erst im Jahr 2022 festgelegt, bis dahin galten 1,90 Dollar als Grenzmarke für extreme Armut.
- Von relativer Armut spricht man, wenn das Einkommen eines Menschen unter dem durchschnittlichen Einkommen eines Landes liegt. Relative Armut orientiert sich also am sozialen Umfeld eines Menschen (soziale Ungleichheit). Armut in Deutschland (auch Kinderarmut) gilt grundsätzlich als relative Armut, weil arme Menschen hier immer noch mehr Geld zur Verfügung haben als arme Menschen in anderen Ländern. Ihnen fehlen aber die Mittel, um am soziokulturellen Leben teilzuhaben, also zum Beispiel Kino, Theater oder Schwimmbad zu besuchen. Als Grenze zur Armut gelten Einkommen von weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens. Eine zweite übliche Methode, um Armut zu erfassen, ist die Orientierung an der Anzahl der Personen, die in einer SGB-II-Bedarfsgemeinschaft leben.
- Mit Blick auf Kinderarmut betonen Experten, dass Definitionen die speziellen Grundbedürfnisse von Kindern mehr berücksichtigen sollten: Kinder benötigen zum Beispiel eine ausgewogene Ernährung, Bildung, Freizeitmöglichkeiten und Gesundheitsvorsorge, um sich altersgerecht entwickeln zu können. Diese verschiedenen Bereiche sind nicht zwangsläufig an das Einkommensniveau der Familie gekoppelt. Viele Organisationen und Studien verwenden inzwischen daher das Konzept der "mehrdimensionalen Kinderarmut", um die Situation von Kindern besser dokumentieren und analysieren zu können. Ein Kind gilt als mehrdimensional arm, wenn es in mindestens zwei grundlegenden Bereichen unterversorgt ist.
Kinderarmut weltweit: Wie viele Kinder sind von Armut betroffen?
Nach der absoluten Armutsdefinition der Weltbank sind weltweit rund 630 Millionen Menschen von Armut betroffen. Etwa 50 Prozent hiervon sind Kinder: Jeder zweite arme Mensch auf der Welt ist unter 18 Jahre alt - und dies obwohl nur rund 30 Prozent der Weltbevölkerung minderjährig sind. Die Armutsquote bei Kindern ist dementsprechend deutlich höher als bei Älteren. Während rund sechs Prozent aller Erwachsenen von Armut betroffen sind, liegt die Kinderarmutsquote mit 16 Prozent mehr als doppelt so hoch. Regional leben die meisten betroffenen Kinder in Subsahara-Afrika. Fast jedes zweite Kind muss dort mit weniger als 2,15 US-Dollar am Tag auskommen.Kinderarmut in Deutschland
Wie in den meisten Industrienationen gibt es auch in Deutschland wenige Kinder, die nach absoluter Armutsdefinition von Armut betroffen sind. Maßnahmen zur Existenzsicherung schützen vor existenziellen Nöten, nicht aber vor relativer Armut. Der Bürgergeld-Regelsatz ist zum Beispiel häufig nicht ausreichend, um Kindern eine soziale Teilhabe zu ermöglichen. Laut den Daten des Mikrozensus waren im Jahr 2022 21,6 Prozent aller Kinder - und damit mehr als jedes fünfte Kind - in Deutschland armutsgefährdet. Dies ist der höchste Wert seit Jahren. Nach den Daten von Eurostat lag der Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Kinder in Deutschland 2023 bei 23,9 Prozent und damit leicht unter dem Durchschnitt der EU. Ende 2023 lebten außerdem mehr als 13 Prozent aller Kinder in Bedarfsgemeinschaften mit SGB-II-Bezug. Wie der Anteil der von Armut gefährdeten Kinder ist auch die Zahl der Kinder in Bedarfsgemeinschaften zuletzt angestiegen.Das Risiko für Kinder, von Armut betroffen zu sein, ist dabei nicht gleichmäßig über die Gesellschaft verteilt. Kinder aus bestimmten Regionen oder Bevölkerungsgruppen sind mit größerer Wahrscheinlichkeit ärmer als andere Kinder: zum Beispiel, wenn sie in Bremen oder Nordrhein-Westfalenleben, einen Migrationshintergrund haben oder aus bildungsfernen Familien stammen.
Für weiterführende Informationen zu verwandten Themen empfehlen wir die Reporte: